Navigation auf uzh.ch

Suche

Geschichte der Pädagogik an der Universität Zürich

Vom ersten Ordinarius ohne Assistenz und Administration zum heutigen Institut mit mehr als 200 Mitarbeitenden: Zur Entwicklung von Personal und Infrastruktur (1949-2014)

Abstract

Im heutigen Institut für Erziehungswissenschaft sind sowohl das wissenschaftliche, als auch das administrativ-technische Personal (ATP) nicht mehr wegzudenken. Während das wissenschaftliche Personal (finanziert sowohl aus UZH- wie aus Drittmitteln) Lehre durchführt und sich an Forschungsvorhaben beteiligt, unterstützt das ATP die Mitarbeitenden der Lehrstühle bei der Ausübung dieser Kerngeschäfte. Finanzielle Mittel fliessen heute in Infrastrukturen (Räume, technische Ausstattung, und Personal) und vor allem auch in die Administration. Das war nicht immer so: die Pädagogik an der UZH begann mit einer einzigen Professur ohne personelle Ausstattung und Budget.

Akademische Selbstverwaltung

Die personelle Ausstattung eines Lehrstuhls sowie der Zugang zu Ressourcen werden heute üblicherweise im Rahmen von Berufungsverfahren thematisiert. Bei den Berufungsverhandlungen geht es neben der Höhe der Sachmittel auch um die Zusprache von Assistenzstellen sowie die Unterstützung durch Sekretariatsressourcen. Dass dies nicht immer so war, lässt sich an der Entwicklung des Pädagogischen Instituts zeigen. Ausstattungsfragen sind Teil der Entwicklungsgeschichte der Universitäten generell und der Fakultäten im Besonderen.
Das heutige Institut für Erziehungswissenschaft (IfE) mit seinen zwölf Lehrstühlen, den rund 150 Mitarbeitenden auf uni- und drittmittelfinanzierten und rund 40 Mitarbeitenden auf administrativ-technischen Stellen, verteilt auf zwei Standorte, hat in Bezug auf seine Personalressourcen und auch auf die Ausstattung mit Sachmitteln eine enorme Entwicklung vollzogen:

Im Jahr 1949 übernahm Leo Weber (1909-2000), der Inhaber des ersten Ordinariats für Pädagogik an der Universität Zürich, seinen Lehrstuhl noch ohne jegliche Ressourcen oder Infrastruktur, also ohne wissenschaftliches oder administratives Personal, Unterrichtsräume oder Bibliotheksbestände. Erst mit der Installation des Pädagogischen Seminars 1956 wurden der Professur ein Seminarraum (Raum 202 im Hauptgebäude der Universität) sowie ein Bücherkredit von 1'000.- CHF zur Verfügung gestellt. Neun Jahre später – 1965 – erhielt das Seminar im Zuge der Besetzung der ersten Assistenzprofessur mit Konrad Widmer – fünf Räume im Kollegiengebäude (TA, 27.10.1975; Protokoll des Regierungsrates 1949; Hager 1983).

Wachstum administrativer Aufgaben nach der Institutsgründung

Mit der Gründung des Pädagogischen Instituts im Jahre 1968 wuchs der Betriebskredit des Instituts auf neu CHF 9'000.-. Daneben wurden dem Institut jährlich weitere CHF 8'000.- für "Forschungsaufgaben" zugewiesen. Die Beförderung Konrad Widmers zum Ordentlichen Professor für Pädagogische Psychologie bot Anlass, dem Institut zwei Assistenzstellen zuzusprechen. Mit steigenden Studierendenzahlen am Institut, dem Bedürfnis der Schulen für Soziale Arbeit nach sozialpädagogisch geschulten Lehrpersonen und der Schaffung eines Forschungsinstituts für Soziale Arbeit in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft der Schulen für Soziale Arbeit wurde 1972 eine ausserordentliche Professur für Sozialpädagogik bewilligt, die mit Heinrich Tuggener besetzt wurde (RR-Beschluss 1968; Protokoll des RR. 1972).
Administrative Aufgaben wurden bis dahin von den Ordinarien selbst erledigt. Dabei ist zu bedenken, dass sich die Verwaltungsaufgaben generell in den öffentlichen Verwaltungen seit den 1970er- und frühen 1980er-Jahren generell sehr stark erweitert haben: 1973 wurde am Pädagogischen Institut das erste Institutssekretariat „Allgemeine Geschäftsführung“ und im Folgejahr die Sekretariatsstelle für „Ausbildungs- und Studienfragen“ eingerichtet. Ebenso wurde 1974 die erste Bibliotheksstelle mit einem eigenen Bibliotheksraum geschaffen. 1977 wurde die Position des Studienberaters am Institut geschaffen (PIK Nr. 1, 1975).
Mit der Berufung Fritz-Peter Hagers 1978 zum ausserordentlichen Professor ging eine Neuzuteilung administrativer Aufgaben einher. Hager wurde ein Assistent, vier bis sechs Tutoren und eine Halbtagessekretärin zugesprochen. Drei Jahre später wurden die Sekretariate der Professoren Hager, Widmer und Tuggener dann klar als Lehrstuhlsekretariate ausgewiesen. Diese hatten offenbar ein wachsendes Arbeitspensum zu erfüllen:
So wurde als Kommentar zu den Öffnungszeiten vermerkt: "Wir bitten Sie höflich aber sehr bestimmt, sich an diese Öffnungszeiten zu halten. Wir haben ein volles Pensum für die Professoren zu bewältigen und sind keine "Kindermädchen" (sic). Wir sind weder Wartungspersonen des Xerox, noch des Getränkeautomaten." (PIK Nr. 10, 1980, S. 19).

1981 wurde Konrad Widmer dann Präsident der "Arbeitsstelle für Hochschuldidaktik" der Universität Zürich (PIK Nr. 13, 1981; AKABER 1.0370), während Fritz-Peter Hager anlässlich seiner Beförderung zum ordentlichen Professor 1986 für "seinen komplizierten Vortragsstil" kritisiert wurde und durch die Erziehungsdirektion zum Besuch hochschuldidaktischer Kurse verpflichtet wurde.

Zwischen 1987 und 1993 wurden mit Helmut Fend, Reinhard Fatke und Kurt Reusser drei neue Professoren berufen. Nachdem die vorangehende Institutssekretärin 1995 ihre Stelle gekündigt hatte, übernahm dann Rosmarie Fellmann diesen Posten, der zunächst ihre Erwartungen kaum zu erfüllen vermochte. Die Strukturen erschienen ihr eng, und sie konnte nicht wirklich selbstständig arbeiten, obwohl dies im Stelleninserat explizit gefordert wurde. Zwar gewöhnte sich Fellmann rasch an das neue Arbeitsumfeld, aber sie empfand die Universität als rückständig und altmodisch, so stand ihr z.B. längere Zeit nur eine Schreibmaschine und kein Computer zur Verfügung (Interview mit Rosemarie Fellmann am 24.04.2018; Stellenausschreibung vom 7.7.1994).
Alois Suter, der 1981 als Fachreferent mit Lehrauftrag angestellt und später „Institutsmanager“ wurde, erlebte die drei Lehrstühlen als nicht besonders harmonisch: „Es waren drei kleine Königreiche, ziemlich abgeschottet voneinander. Es gab viele Spannungen, da es auch völlig verschiedene Welten waren...“
Offenbar gab es zahlreiche Diskussionen zwischen den Lehrstühlen, auch um die Ausstattung von Personal und Betriebsmittel: „Es war auch ein Kampf um Studenten, denn diejenigen mit den meisten Studenten erhielten mehr Ressourcen.“
Doch nach einiger Zeit entspannte sich die Situation. Insbesondere die Kooperation im Mittelbau verlief weitgehend reibungsfrei und erlaubte eine gute Zusammenarbeit über die Lehrstühle hinweg. Und auch in der Verwaltung des Instituts kamen einschneidende Veränderungen zum Tragen. So stellt Rosemarie Fellmann fest:
„Es hat sich alles sehr verändert während meiner Anstellungszeit. Die Einführung des SAP, die Autonomisierung der Institute, ich musste immer mehr Verantwortung übernehmen.“
Die Institutsevaluation 2006, die Bologna-Reform sowie die Institutsfusionen der Jahre 2009 und 2012 bedeuteten für die Verwaltung des Instituts einschneidende Veränderungen.

Quellen und Literatur

UZH Archiv (UAZ)

AB.1.0370, Dozierendendossier Fritz Peter Hager.

AB.1.1099, Dozierendendossier Konrad Widmer.

AB.2.0082, Dozierendendossier Leo Weber

Pädagogisches Instituts Kurier:

PIK Nr. 1, 1975.

PIK Nr. 10, 1980, S. 19.

PIK Nr. 13, 1981.

Protokolle des Regierungsrates:

Protokoll des Regierungsrates. Sitzung vom 13. April 1949.

Protokoll des Regierungsrates. Sitzung vom 7. Juni 1972.

Protokoll des Regierungsrates. Sitzung vom 24. Sept. 1986.

Protokoll des Regierungsrates. Sitzung vom 4. Dezember 1998.

RR-Beschluss Nr. 226 vom 18.01.1968

 

Interview mit Rosemarie Fellmann am 24.04.2018

Interview mit Alois Suter am 24.04.2018

Standpunkt. November 1997, S. 24.

Stellenausschreibung vom 7.7.1994. (Privatbestand R. Fellmann)

Tages-Anzeiger vom 27.10.1975

Autorenschaft

Olga Pollack, Rachida Meier-Asmeg, Barbara Müller

Zeitmarke

1949