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Geschichte der Pädagogik an der Universität Zürich

Wilhelm Wundt (1832–1920)

Abstract

Wilhelm Maximilian Wundt wurde am 16. August 1832 in Neckarau bei Mannheim geboren. Er gilt als Begründer der Experimentellen Psychologie und war deshalb auch wegweisend für die Experimentelle Pädagogik. Sein Vorgehen basierte auf Beobachtung und kontrollierbaren Experimenten. Dadurch förderte sein Schaffen die Entwicklung hin zur empirischen Wende in der Psychologie.

An der Universität in Zürich lehrte er als Ordinarius für induktive Philosophie. Seine bedeutenden Vorlesungen an der Universität Zürich waren Logik sowie die Völkerpsychologie. Jedoch blieb er nur ein Jahr in Zürich, danach wechselte er an die Universität in Leipzig. 

Wilhelm Maximilian Wundt wurde am 16. August 1832 in Neckarau bei Mannheim geboren. Er gilt als Begründer der Experimentellen Psychologie und war deshalb auch wegweisend für die Experimentelle Pädagogik (Hopf 2004, S. 50). Er verfasste aber keine eigenen Schriften zum Thema der Pädagogik. Dennoch lassen sich vereinzelt in seinen Schriften zu anderen Themen Gedankenzüge der Erziehung und Bildung finden. Sein Vorgehen basierte auf Beobachtungen und kontrollierbaren Experimenten. Sein Schaffen förderte die Entwicklung hin zu einer empirischen Wende in der Psychologie. Damit unterschied er zwischen einer alten und neuen Psychologie. Im Gegensatz zu der neuen, empirischen Psychologie beruhte die alte auf philosophischen Annahmen (Rüegsegger 1986, S. 18). 

Nach seinem Abschluss im Gymnasium in Heidelberg studierte Wilhelm Wundt Medizin, Naturwissenschaften und Philosophie in Heidelberg und Tübingen. 1855 schloss Wundt das medizinische Staatsexamen ab, seine Dissertation behandelte das Verhalten der Nerven in entzündeten und degenerierten Organen. 1863 erschien sein erstes Lehrbuch „Vorlesungen über die Menschen- und Thierseele“ (Hopf 2004, S. 46). 1864 wurde Wundt zum ausserordentlichen Professor für Anthropologie und medizinische Psychologie in Heidelberg an der medizinischen Fakultät. 1872 heiratete er Sophie Mau, mit welcher er drei Kinder hatte (1876 Elenore, 1879 Max, 1880 Lilli). 1873 erscheint der erste Band von Wundts „Grundzüge der physiologischen Psychologie“, in welchem er seine bisher gemachten Erfahrungen darstellt. 1874 veröffentlichte er einen weiteren Band, welcher als erstes Lehrbuch für Psychologie überhaupt und als das erste umfassende Lehrbuch der experimentellen Psychologie gilt (Lamberti 1995, S. 86/114). 1874 wurde Wundt als Ordinarius für induktive Philosophie an die Universität Zürich berufen. Er wurde somit Nachfolger von Friedrich Albert Lange. Bereits nach einem Semester wurde vom Erziehungsdirektor angeordnet, dass die Pädagogikstudenten die Vorlesungen über Völkerpsychologie von Wundt besuchen sollten. Wundt war demgegenüber kritisch eingestellt: 

„Ich hatte bereits für das nächste Semester zwei größere Vorlesungen angekündigt, die voraussichtlich meine Zeit vollauf in Anspruch nahmen. Da erhielt ich von dem Erziehungsdirektor eine Zuschrift, in der er mich aufforderte, auch noch über Pädagogik zu lesen, eine Vorlesung, auf die er natürlich den größten Wert legte, zu der ich aber weder Neigung noch Zeit hatte. Als ich ihm das meldete, erhielt ich eine zweite Zuschrift, in der er mir mitteilte, er habe nun die Studierenden der Pädagogik, die unter seiner besonderen Obhut standen, angewiesen, das von mir angekündigte Kolleg über Völkerpsychologie zu hören, obgleich es mir selbst sehr zweifelhaft war, ob dies ein geeigneter Gegenstand für diese Klasse der Studierenden sei.“ (Wundt 1920, Kap. 33). 

Allerdings wurde Wundt gemäss dem Protokoll des Regierungsrats „mit Verpflichtung zu Vorlesungen von 10–12 wöchentlichen Stunden und zu allfälliger Betheiligung [sic] an der Lehramtsschule“ berufen (StAZH MM 2.204).

Wundt blieb nur ein Jahr an der Universität Zürich. Im Mai 1875 erhielt er die Einladung für eine Lehrtätigkeit in Leipzig (Wundt 1920, Kap. 36). Im selben Jahr folgte Wundt dem Ruf und baute dort 1879 das erste psychologische Laboratorium auf. Es war das erste Institut für experimentelle Psychologie mit einem methodischen Forschungsprogramm. In diesem psychologischen Laboratorium wurden die psychischen Phänomene im Labor untersucht. Seine Assistenten während dieser Zeit waren Ernst Meumann und Oswald Külpe. 

Um die Jahrhundertwende genoss Wundt ein grosses Ansehen als Gelehrter (Hopf 2004, S. 47). Er setzte sich für die Institutionalisierung der experimentellen Psychologie als eine hochschulpolitische Tätigkeit ein. Dies machte ihn in der ganzen Welt berühmt. Zudem promovierten zwischen 1875 und 1917 bei ihm rund 180 Personen, was nicht nur ein Hinweis zu seiner Bekanntheit ist, sondern auch zur Verbreitung der experimentellen Methode in der Psychologie beigetragen hat (Lamberti 1995, S. 135). 

1917 hielt Wundt mit 85 Jahren seine Abschiedsvorlesung zum Thema der Völkerpsychologie in Leipzig. Bis zu seinem Rücktritt schrieb er 184 Erstgutachten, wovon einige für die Universität Zürich bzw. die zukünftigen Professoren relevant waren. Am 31. August 1920 starb Wilhelm Maximilian Wundt „beinahe in Vergessenheit“ (Müller 1942, S. 81) in Grossbothen bei Leipzig.

Schüler (Auswahl)

Lehrveranstaltungen an der Universität in Zürich

Semester

Veranstaltung

WS 1874

Psychologie

WS 1874

Philosophische Ergebnisse der Naturforschung. 1. Teil: Kosmologie

SS 1875

Logik und wissenschaftliche Methodenlehre, mit besonderer Rücksicht auf die Methoden der Naturforschung

SS 1875

Völkerpsychologie

Alle Vorlesungen als Ordinarius für induktive Philosophie

Literatur

Müller, P. (1942). Ernst Meumann als Begründer der experimentellen Pädagogik (3. Auflage). Bazenheid: Kalberer.

Hopf, C. (2004). Die Experimentelle Pädagogik. Bad Heilbrunn/Obb.: Julius Klinkhardt.

Lamberti, G. (1995). Wilhelm Maximilian Wundt (1832 - 1920). Leben, Werk und Persönlichkeit in Bildern und Texten. In Gedenken an den 75jährigen Todestag von Wilhelm Wundt.Bonn.

Ruegsegger, R. (1986). Die Geschichte der Angewandten Psychologie 1900–1940. Ein internationaler Vergleich am Beispiel der Entwicklung in Zürich. Bern, Stuttgart, Toronto: Verlag Hans Huber.

Staatsarchiv des Kantons Zürich (StAZH)

MM 2.204 RRB 1874/1358 (Dokument). Dr W. Wundt in Heidelberg. Berufung dess. als ordentl. Prof. d. Hochschule u. Dr [Hermann] Suchier in Marburg z. a. o. Prof. d. Hochschule.

Wundt, W. (1920). Erlebtes und Erkanntes. Zugriff am 19.4.2018 unter http://psychologie.biphaps.uni-leipzig.de/wundt/opera/wundt/WuErlebt/Inhalt.html

Autorenschaft

Raffaela de Vries

Zeitmarke

15.10.1874

Weiterführende Informationen

Wilhelm Wundt

Wilhelm Wundt

Quelle: Weltrundschau zu Reclams Universum, 1902