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Gerhard Heese: 1973–1992 ordentlicher Professor für Sonderpädagogik an der Universität Zürich; wesentlich am Aufbau des Instituts für Sonderpädagogik der Universität Zürich beteiligt; Gründer der Beratungsstelle Studium und Behinderung.
Gerhard Heese wurde 1926 in Erfurt geboren und wuchs als jüngstes von vier Kindern auf. Seine Eltern hatten Westpreussen verlassen, nachdem dieses polnisch geworden war. Der Vater war als Schlosser bei der Eisenbahn beschäftigt und die Familie wohnte in einer Dienstwohnung der deutschen Reichsbahn. Nach der Schule wurde er als 18-jähriger als Soldat in ein Artillerieregiment eingezogen und als Funker ausgebildet (Dupuis 2011b). Andreas Bächtold (1993, S. 2) schreibt in seiner Rede zur Emeritierung von Gerhard Heese, dass das bewusste Erleben des Krieges eine „feinnervige Wahrnehmung und Aufarbeitung und Interpretation historischer Vorgänge“ bewirkt habe, was sich auch in Bezügen zur Gegenwart und zur Zukunftsgestaltung gezeigt habe.
Er konnte für Vorträge immer wieder in den Westen ausreisen und 1957 bot sich die Möglichkeit, den Aufbau der Sprachbehindertenpädagogik an der Universität Hannover zu übernehmen (Dupuis 2011a, 2011b). Gerhard Heese berichtete dazu in einem Interview Folgendes: „Bin mit meiner damaligen Frau und dem Sohn … im Flugzeug … rübergeflogen. …[wir haben alles] stehen gelassen, außer ein paar persönlichen Habseligkeiten, …“ (Dupuis 2011b).
Gerhard Heese pflegte immer viele internationale Kontakte, insbesondere auch mit Kollegen in Ostdeutschland. Von 1963 bis 1964 verbrachte er ein Jahr in Boulder, Colorado und studierte „General Phonetics“. Zusammen mit Anton Reinartz und später mit Gerhard Klein gründete er die Zeitschrift „Sonderpädagogik“ (Dupuis 2011a).
1974 wurde Gerhard Heese an die Universität Zürich berufen. Hier baute er das Sonderpädagogische Institut auf, was sich gemäss eigenen Angaben als Herausforderung erwies.
„Das neue Institut präsentierte sich den wenigen, die seine Existenz überhaupt wahrnehmen, als ausgesprochen sparsam dimensioniert. Es verfügte über eine Assistentenstelle, zwölftausend Franken Jahresbudget (dazu allerdings kam ein sogenannter Einrichtungskredit), vier kleine Räume in einem ziemlich abgewohnten Privathaus am Zeltweg 10, das der Kanton für drei Kleininstitute angemietet hatte. Da das Institut bei Null anfing, begann es seine Arbeit auch mit null Büchern, null Tests, null Apparaten, null Spielmaterial für Kinder“ (Heese 1983, S. 461).
Heese (1983, S. 462) hielt auch fest, dass vom Vorsitzenden seiner Berufungskommission der Wunsch geäussert worden sei, am Institut möge – in Abgrenzung von der Arbeit des Vorgängers Paul Moor – ein „paradigmatischer und methodischer Pluralismus eine Chance erhalten“. Gerhard Heese hat diesem Anliegen Rechnung getragen. Ein besonderes Anliegen war ihm zudem der Bezug zur Praxis. Er baute den Beratungsdienst für Studierende mit einer Behinderung an der Universität Zürich auf (Heese 1983, Meier-Poppa 2011). Zudem hat er zusammen mit seinen Assistierenden praxisbezogene Veranstaltungen erteilt, bei denen Studierende beispielsweise Spielverläufe bei „entwicklungsauffälligen Kindern“ beobachten konnten (Vorlesungsverzeichnis Sonderpädagogik, WS 1977/78).
Gerhard Heese verstarb am 11. August 2011.
1976 |
Lüthi, Rose-Marie |
Die Bedeutung des Gehörs für den Blinden |
1979 |
Baumberger, Werner |
Analyse und Vergleich berufs- und arbeitsweltbezogener Informiertheit lernbehinderter Sonderklassen- und Oberschüler unter dem Aspekt der Berufshinführung |
1980 |
Leder, Rudolf Martin |
Behinderte Studenten. Probleme, Selbsthilfe und Fördermöglichkeiten. |
1981 |
Schröder, Mirjam Sabine |
Heilerziehung und Heilpädagogik bei Linus Bopp (1887-1971) |
1982 |
Katz-Bernstein, Nitza |
Eine kombinierte Spieltherapie und logopädische Übungstherapie für stotternde Kinder zwischen 7 und 12 Jahren |
1982 |
Nater-Künzler, Heinz |
Kontaktfamilien und Patenschaften als persönlichkeitsfördernde Integrationshilfen für Heimkinder mit Beziehungsstörungen |
1984 |
Jung, Josef |
Heilpädagogen- Vom Studium zum Beruf |
1985 |
Bernath, Karin |
Die berufliche Eingliederung behinderter Menschen. Theoretische Grundlagen. Schweizerische Verhältnisse |
1985 |
Noll, Almuth |
Sickingers System der Klassen für förderungsbedürftige Schüler in der Schweiz |
1986 |
Wyrsch-Ineichen, Gertrud |
Ignaz Scherr (1801-70) und das Normal-, Taubstummen- und Blindenschulwesen seiner Zeit bis 1832 |
1987 |
Lehotsky-Waldek, Jana |
Zur Reduzierung sozialer Abhängigkeit durch die Anwendung behindertenspezifischer technischer Medien am Beispiel des Optacon-Lesesystems für Blinde: eine Untersuchung zur Optacon-Anwendung in der Schweiz |
1994 |
Meier Rey, Christine |
Identität - Frau - Behinderung. Identitätsbildung und Identitätsentwicklung von Frauen mit Behinderungen |
1995 |
Hollenweger, Judith |
Pränatale Entwicklungsbeeinträchtigungen |
1995 |
Mettauer Szaday, Belinda |
Ambulante sonderpädagogische Angebote: Darstellung, Interpretation und Perspektiven |
1997 |
Gautschi, Eliane Rosemarie |
Die Rezeption der Individualpsychologie in der deutschsprachigen Sprachbehindertenpädagogik unter spezieller Berücksichtigung der Behandlung des Stotterns |
1997 |
Honauer, Urs |
Father Flanagan. Amerikas berühmter Erzieher zwischen Mythos und Realität |
1999 |
Schmugge, Barbara |
Verba docent, exempla trahunt? Der Fallbericht in der sonderpädagogischen Fachliteratur |
2003 |
Stocker, Kurt Richard |
Cochlea-Implantat, Gebärden und Frühstschriftsprache: Auseinandersetzung mit der Frühförderung hörgeschädigter Kinder unter spezieller Berücksichtigung einer neuen Art der Schriftsprachvermittlung |
SS 1975 |
Ausgewählte Kapitel der Sonderpädagogik: Behinderungen bei Kindern und Jugendlichen I und II |
SS 1975 |
SprachentwicklungsanomalienI, mit Übungen |
SS1975 |
Arbeitsmethoden in der Behindertenpädagogik (für Lizentianden und Doktoranden( |
SS 1976 |
Vorgehensweisen bei der Beratung behinderter Studenten (Projekt; Anmeldung erforderlich) |
WS 1977/78 |
Entwicklung eines diagnostisch-therapeutischen Arbeitsmittels für stammelnde Vorschulkinder (Anmeldung erforderlich) |
SWS 1979/80 |
Behinderungen des Hörens (Schwerhörigkeit, Taubheit) I, mit Übungen |
SS 1984 |
Behinderte Studenten: Studienprobleme und Lösungsversuche (mit Mitdozierenden) |
SS 1991 |
Die Erziehung behinderter Kinder in ihrer geschichtlichen Entwicklung |
Heese, G. (1963). Sprachpflege-Kurs für Schwerhörige und Ertaubte. Berlin. Marhold.
Heese, G. (1962). Das sonderpädagogische Studium. Eine Übersicht über die Studienstätten und Studienprogramme für die sonderpädagogischen Fachrichtungen im deutschen Sprachgebiet. Berlin: Marhold.
Heese, G. (1962). Die Rehabilitation der Schwerhörigen (Bd. 2). München: Reinhardt.
Heese, G. (1961). Die Rehabilitation der Gehörlosen. München: Reinhardt.
Heese, G. (1960). Absehkurs für Schwerhörige und Ertaubte. Berlin: Marhold.
Heese, G. (1960). Zur Verhütung und Behandlung des Stotterns. Berlin: Marhold.
Heese, G. (1957). Bibliographie der Buch- und Zeitschriftenliteratur auf den Gebieten der Sonderschulpädagogik in der Deutschen Demokratischen Republik 1947-1955. Allgemeine Sonderschulpädagogik, Blindenpädagogik, Sehschwachen-, Gehörlosen-, Schwerhörigenpädagogik, Sprachgestörtenpädagogik mit Phonetik, Schwachsinnigen-, Körperbehindertenpädagogik. Berlin: Volk und Wissen.
Heese, G. (1953). Kurzer Abriss der geschichtlichen Entwicklung der Schwerhörigenbildung in Deutschland. Halle und Saale: Marhold.
Heese, G. (1951). Untersuchungen über die Anamnese der Taubheit des Jugendalters: Erhebung über die Verbreitung, die Ursachen und die sozialen Zusammenhänge der Taubheit in den Kreisen des Landes Thüringen. Halle und Saale: Marhold.
Heese, G., & Kliegel, J. (1973). Sonderschulbestimmungen Ausgabe 1972. Die Erziehung, Bildung, und soziale Rehabilitation entwicklungsgestörter Kinder und Jugendlicher nach den amtlichen Bestimmungen. Berlin: Marhold.
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Heese, H. (Hrsg.) (1973). Aktuelle Probleme der Lernbehindertenpädagogik. Berlin: Marhold.
Heese, G. (Hrsg.) (1972). Sonderschulbestimmungen. Die Erziehung, Bildung, und soziale Rehabilitation behinderter Kinder und Jugendlicher nach den amtlichen Bestimmungen. Berlin: Marhold.
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Heese, G., & Reinartz, A. (Hrsg.) (1974). Aktuelle Beiträge zur Körperbehindertenpädagogik. Berlin: Marhold.
Heese, G., & Reinartz, A. (Hrsg.) (1973). Aktuelle Beiträge zur Sozialpädagogik und Verhaltensgestörtenpädagogik. Berlin: Marhold.
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Heese, G., & Solarová, S. (2001). Die Modellfunktion des Heilpädagogischen Seminars (1925 - 1934) der Diesterweg-Hochschule Berlin für differenzierte Ausbildungsformen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In G. Wachtel (Hrsg.), Heil- und Sonderpädagogik – auch im 21. Jahrhundert eine Herausforderung. Aktuelle Denkansätze in der Heilpädagogik und ihre historischen Wurzeln (S. 142-156). Weinheim: Beltz.
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Heese, G. (1989). Infantizid und Präferenz-Utilitarismus. Sonderpädagogik, 19(3), 124-127.
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Heese, G. (1985). Hanselmann aus heutiger Sicht. Ein Kolloquium zu Heinrich Hanselmanns einhundertstem Geburtstag. Sonderpädagogik, 15(4), 145-148.
Heese, G. (1985). Sekundarschulbildung für Gehörlose in Zürich. Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete, 54(3), 374.
Heese, G. (1984). Mit der Integration ist es gar nicht so einfach. Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete, 53(4), 383-395.
Heese, G. (1983). Zehn Jahre Institut für Sonderpädagogik an der Universität Zürich. Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete, 52(4), 460-466.
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Heese, G., & Solarová, S. (1987). Die Anfänge des Züricher Blinden- und Gehörlosenunterrichts in ihrem Verhältnis zum kantonalen Erziehungswesen. Dargestellt an der Person des Behindertenpädagogen, Lehrerbildners und Schulpolitikers Ignaz Scherr (1801-1879). Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete, 56(3), 478-491.
Heese, G., & Solarová, S. (1985). Behinderung im erziehungswissenschaftlichen Sinne. Zeitschrift für Heilpädagogik, 36(11), 757-763.
Bächtold, A. (1993). Abschiedsrede für Gerhard Heese, 7.7.1993. Unveröffentlichtes Manuskript.
Dupuis, G. (2011a). Prof. Dr. Gerhard Heese. Nekrologe. Zürich: Universität Zürich.
Dupuis, G. (2011b). Unveröffentlichte Präsentation zum Gedenken an Gerhard Heese.
Heese, G. (1960). Zur Verhütung und Behandlung des Stotterns. Berlin: Marhold.
Heese, G. (1983). Zehn Jahre Institut für Sonderpädagogik an der Universität Zürich. Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete, 52, 460-466.
Meier, O. (2011). Studieren mit Behinderung. Theoriebildung und Praxis des Zugangs (Access) zum Hochschulstudium für Menschen mit Behinderung. Frankfurt/M.: Lang.
Elisabeth Moser Opitz
1974