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Das Institut für Sonderpädagogik wurde 1973 gegründet, als Gerhard Heese den Lehrstuhl für Sonderpädagogik übernahm. In den folgenden zwei Jahrzehnten wuchs und entwickelte sich das Institut weiter. Das Lehrangebot sowie die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten wurden stetig ausgebaut. Heese und seine Mitarbeitenden bauten einen Beratungsdienst für Studierende mit Behinderungen auf. In den 1980er-Jahren konnten mit Hans Grissemann und Andreas Bächtold zwei weitere Professoren ihre Tätigkeit am Institut aufnehmen. 1994 übernahm Wilfried Schley den Lehrstuhl von Heese. Seit 1998 konnte Sonderpädagogik auch als Hauptfach studiert werden. Ab 2001 wurde einer der Lehrstühle lediglich durch Gastprofessuren abgedeckt. Seit der Bolognareform kann Sonderpädagogik im Rahmen eines Bachelorstudiums in Erziehungswissenschaft und in einem spezialisierten Masterstudium belegt werden. 2009 wurde das Institut aufgelöst und fusionierte mit dem Pädagogischen Institut zum neu gegründeten Institut für Erziehungswissenschaft.
Anders als 1951 bei der Emeritierung von Heinrich Hanselmann, als mit Paul Moor ein habilitierter Kandidat aus den eigenen Reihen bereits die Leitung des Heilpädagogischen Seminars Zürich übernommen hatte und nun für die universitäre Professur zur Verfügung stand, war die Nachfolgesituation des Lehrstuhls für Heilpädagogik an der Philosophischen Fakultät I der Universität Zürich 1968, bei Moors Emeritierung, unklar. „Es gab keinen habilitierten Schüler, geschweige denn mehrere, aus deren Mitte die Fakultät einen hätte auswählen können“ (Heese 1983, S. 460) Die Fakultät prüfte mögliche Kandidatinnen und Kandidaten aus angrenzenden Fachgebieten sowie von ausserhalb der Universität Zürich, darunter Fritz Schneeberger, den damaligen Leiter des Heilpädagogischen Seminars, Cécile Schwarz, Privatdozentin für klinische Logopädie an der Medizinischen Fakultät, Heinz Stefan Herzka, den späteren Ordinarius für Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Universität Zürich und Emil E. Kobi, der später die Leitung des Instituts für Spezielle Pädagogik und Psychologie der Universität Basel übernahm. Zunächst wurde aber Heinz Bach berufen, der damalige Professor für Sonderpädagogik an der Universität Mainz. Bach hatte bei Paul Moor promoviert, eine Tatsache, die sowohl für die Heilpädagogik an der Universität als auch für das Heilpädagogische Seminar Zürich Kontinuität bedeutet hätte (Schriber 1994). Bach lehnte jedoch ab. Der anschliessend berufene Psychiater Klaus Hartmann wurde aufgrund seiner medizinisch geprägten Fachlichkeit von den Studierenden abgelehnt (Heese 1983). Schliesslich schlug die Fakultät der Universität Gerhard Heese zur Wahl vor (UAZ AL.7.031 Heilpädagogik (1970-1973), Bericht und Antrag, vermutlich 1972). Um seine Eignung für die Zürcher Professur besser einschätzen zu können, war die gesamte Berufungskommission zuvor nach Hannover gereist, wo Heese damals tätig war, und hatte dort eine seiner Vorlesungen besucht (S. Heese Solarová persönliche Mitteilung 10.01.2018). Im Februar 1972 wurde er zu einem Gastvortrag an die Universität Zürich eingeladen (UAZ AL.7.031 Heilpädagogik (1970-1973), Bericht und Antrag, vermutlich 1972). Die Philosophische Fakultät I sprach sich aufgrund seiner breit gefächerten fachlichen Kenntnisse und Fähigkeiten für Heese aus. Er brachte neben der hermeneutisch-geisteswissenschaftlichen Expertise, die in Zürich Tradition hatte, auch Erfahrung im empirisch-sozialwissenschaftlichen Forschen mit, ausserdem ein grosses Wissen sowohl in Allgemeiner als auch Differenzieller Heilpädagogik (speziell Hör- und Sprachbehindertenpädagogik). Damit konnte er die grundlegenden Lehrbedürfnisse abdecken (Schriber 1994). Auf Heeses Wunsch hin überführte die Universität den ausserordentlichen Lehrstuhl für Heilpädagogik in eine ordentliche Professur mit der Bezeichnung „Sonderpädagogik“ und schaffte ein eigenes Institut für den Fachbereich (Schriber 1994).
Anders als 1951 bei der Emeritierung von Heinrich Hanselmann, als mit Paul Moor ein habilitierter Kandidat aus den eigenen Reihen bereits die Leitung des Heilpädagogischen Seminars Zürich übernommen hatte und nun für die universitäre Professur zur Verfügung stand, war die Nachfolgesituation des Lehrstuhls für Heilpädagogik an der Philosophischen Fakultät I der Universität Zürich 1968, bei Moors Emeritierung, unklar. „Es gab keinen habilitierten Schüler, geschweige denn mehrere, aus deren Mitte die Fakultät einen hätte auswählen können“ (Heese 1983, S. 460) Die Fakultät prüfte mögliche Kandidatinnen und Kandidaten aus angrenzenden Fachgebieten sowie von ausserhalb der Universität Zürich, darunter Fritz Schneeberger, den damaligen Leiter des Heilpädagogischen Seminars, Cécile Schwarz, Privatdozentin für klinische Logopädie an der Medizinischen Fakultät, Heinz Stefan Herzka, den späteren Ordinarius für Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Universität Zürich und Emil E. Kobi, der später die Leitung des Instituts für Spezielle Pädagogik und Psychologie der Universität Basel übernahm. Zunächst wurde aber Heinz Bach berufen, der damalige Professor für Sonderpädagogik an der Universität Mainz. Bach hatte bei Paul Moor promoviert, eine Tatsache, die sowohl für die Heilpädagogik an der Universität als auch für das Heilpädagogische Seminar Zürich Kontinuität bedeutet hätte (Schriber 1994). Bach lehnte jedoch ab. Der anschliessend berufene Psychiater Klaus Hartmann wurde aufgrund seiner medizinisch geprägten Fachlichkeit von den Studierenden abgelehnt (Heese 1983). Schliesslich schlug die Fakultät der Universität Gerhard Heese zur Wahl vor (Bericht und Antrag, 1972). Um seine Eignung für die Zürcher Professur besser einschätzen zu können, war die gesamte Berufungskommission zuvor nach Hannover gereist, wo Heese damals tätig war, und hatte dort eine seiner Vorlesungen besucht (S. Heese Solarová persönliche Mitteilung 10.01.2018). Im Februar 1972 wurde er zu einem Gastvortrag an die Universität Zürich eingeladen (Bericht und Antrag 1972). Die Philosophische Fakultät I sprach sich aufgrund seiner breit gefächerten fachlichen Kenntnisse und Fähigkeiten für Heese aus. Er brachte neben der hermeneutisch-geisteswissenschaftlichen Expertise, die in Zürich Tradition hatte, auch Erfahrung im empirisch-sozialwissenschaftlichen Forschen mit, ausserdem ein grosses Wissen sowohl in Allgemeiner als auch Differenzieller Heilpädagogik (speziell Hör- und Sprachbehindertenpädagogik). Damit konnte er die grundlegenden Lehrbedürfnisse abdecken (Schriber 1994). Auf Heeses Wunsch hin überführte die Universität den ausserordentlichen Lehrstuhl für Heilpädagogik in eine ordentliche Professur mit der Bezeichnung „Sonderpädagogik“ und schaffte ein eigenes Institut für den Fachbereich (Schriber 1994).
Am 16. Oktober 1973 wurde das Institut für Sonderpädagogik als eigenständiges Institut der Philosophischen Fakultät I gegründet. Prof. Dr. Gerhard Heese übernahm in diesem Jahr bereits die Institutsgeschäfte und hielt Vorlesungen (Bächtold 1999; Heese 1983). Offiziell als Ordinarius für Sonderpädagogik eingesetzt wurde er erst ein Jahr später, im Wintersemester 1974/75 (Brassel o.J.). Heese selbst beschrieb die Anfänge des neu gegründeten Instituts später so: „Das neu eingerichtete Institut präsentierte sich den wenigen, die seine Existenz überhaupt wahrnahmen, als ausgesprochen sparsam dimensioniert. Es verfügte über eine Assistentenstelle, zwölftausend Franken Jahresbudget (dazu allerdings kam ein sogenannter Einrichtungskredit) und vier kleine Räume in einem ziemlich abgewohnten Privathaus am Zeltweg 10 […]“ (Heese 1983, S. 461). Es waren auch noch keine Materialien wie Bücher oder Tests vorhanden. Diese Situation nutzte Heese, um das neue Institut von Grund auf aufzubauen. Drei implizite Vorgaben standen im Raum: Erstens sollten sich die beiden nahestehenden Zürcher Institutionen, das Heilpädagogische Seminar (HPS) und das neue Institut für Sonderpädagogik (ISP), ihre Aufgaben sinnvoll teilen. Dies geschah, indem das HPS die berufsspezifischen Ausbildungen weiterführte, während das ISP sich eher den akademischen Studien widmen sollte. Zweitens sollte die Sonderpädagogik im Rahmen des Angebots der Philosophischen Fakultät I lediglich als Nebenfach angeboten werden. Heese betrachtete dies nicht als schlechte Ausgangslage. Denn dadurch schrieben viele angehende Psychologen und Pädagogen, aber beispielsweise auch Sprachwissenschaftler oder Juristen ihre Lizentiatsarbeiten im 1. Nebenfach Sonderpädagogik, was der interdisziplinären Ausrichtung des Fachs zugutekam. Drittens bestand wohl der – zwar zurückhaltend formulierte und nirgends schriftlich festgehaltene – Wunsch der Fakultät, dass am ISP ein Pluralismus in Paradigma und Methodik gepflegt werde. Heese schrieb dazu: „Was die Erfüllung dieses Wunsches der Fakultät anbelangt, kann ich nur für mich selbst sprechen und möchte dies auch mit Zurückhaltung tun. Ich stelle die Behindertenpädagogik als normative Wissenschaft dar, die sich auf Werte bezieht. Diese Werte kann der Student aber nur selbst finden. Eine Festlegung auf ein bestimmtes Wertesystem wird selbstverständlich nicht versucht, so dass ideologisch gefärbte sonderpädagogische ‚Schulen’ am Institut einen schweren Stand haben“ (Heese 1983, S. 462).
Mit der Umbenennung des früheren Lehrstuhls für Heilpädagogik in Sonderpädagogik wollte Heese sich von dem medizinisch und theologisch geprägten Begriff "Heil" distanzieren. Die Umbenennung war aber auch programmatisch für die Ausweitung des Fachbereichs und die Anpassung an die Erfordernisse der 1970er-Jahre. Heinrich Hanselmann und Paul Moor, die beiden Vorgänger von Heese, hatten sich vor allem auf Lernbehinderung, geistige Behinderung und Verhaltensstörung bezogen. Heese berücksichtigte auch andere Behinderungsarten wie Sprach-, Hör- und Sehbehinderungen in Lehre und Forschung. Gleichzeitig war ihm die Synthese im Teilbereich "Allgemeine Behindertenpädagogik" wichtig (Heese 1975, 1983). Dieser Zugang entsprach den Erfordernissen der Zeit. Die Jahre nach 1970 waren für das Fach Sonderpädagogik eine Phase der Ausdifferenzierung. In Profession, Lehre und Forschung zeigte sich eine Entwicklung hin zur Spezialisierung auf einzelne Behinderungsarten (Differenzielle Heilpädagogik). Wie am Heilpädagogischen Seminar, wo seit Anfang der 1970er-Jahre verschiedene Spezialausbildungen angeboten wurden, offenbarte sich dies nun auch am ISP. Unter Gerhard Heese weitete sich das Spektrum, und er war sich bewusst, dass er diesem Anspruch alleine nicht genügen konnte: „Ein so beschaffenes Institut wie das jetzt begründete muss zwangsläufig in seiner Arbeit einseitig sein, solange es nicht personell erweitert wird. Denn es gibt heute niemanden in der Behindertenpädagogik, der alle ihre Bereiche ausreichend überblicken könnte.“ (Heese 1975, S. 119).
Im Wintersemester 1974/75 wurden den Studierenden im Fach Sonderpädagogik bereits elf Lehrveranstaltungen angeboten oder empfohlen. Neben dem Lehrstuhlinhaber, der selber fünf Lehrveranstaltungen anbot, waren damals weitere vier Personen in der Lehre engagiert (Informationen zum Studium WS 1974/75).
Nach Heeses Ansicht war es aber wichtig, dass auch das universitäre Sonderpädagogikstudium praktische Anteile enthielt, so wie auch eine berufsspezifische Ausbildung am HPS ohne theoretische Grundlegung nicht sinnvoll wäre (Heese 1983, S. 462). So war ein sonderpädagogisches Praktikum von Anfang an Voraussetzung für den Studienabschluss in Sonderpädagogik als Nebenfach (Informationen zum Studium WS 74/75). Den Studierenden wurden praxisbezogene Lehrveranstaltungen angeboten, beispielsweise durch Mitarbeit in einer „Arbeitsgruppe Beratung behinderter Studenten“ (Vorlesungsverzeichnis WS 1977/78). Ab Anfang der 1980er-Jahre existierte am ISP das Angebot einer Spielgruppe für behinderte und nichtbehinderte Kleinkinder. Diese Gruppe wurde über viele Jahre von B. Jeltsch und N. Katz-Bernstein geführt. Im Rahmen des Lehrangebots konnten Studierende in dieser Gruppe mitarbeiten. Dabei galt der Grundsatz, dass neue Studierende zunächst die Beobachterrolle einnahmen und erst später selbst mit den kleinen Kindern spielten (B. Jeltsch-Schulde persönliche Mitteilung 10.01.2018).
Heese war es wichtig, dass gerade in der Sonderpädagogik auch Menschen mit Behinderung lernen, lehren und forschen konnten. Studierende mit körperlichen Behinderungen waren ihm explizit willkommen. Überhaupt wollte er Integration nicht nur auf der Volksschulebene, sondern auch an der Universität verwirklichen. Um Studierende mit Körper- und Sinnesbehinderungen zu unterstützen, gründete die Universität 1976 auf Heeses Anregung hin den "Beratungsdienst für Studierende mit Behinderungen", welcher jahrelang von Assistent/innen sowie studentischen Mitarbeiter/innen des ISP betreut wurde (Heese 1983). Dieser Dienst hatte Pioniercharakter und war der erste seiner Art in Europa (S. Heese Solarová, persönliche Mitteilung 10.01.2018). Heute gehört die „Fachstelle Studium und Behinderung“ zu den Zentralen Diensten der Universität Zürich.
1981 konnte das Institut für Sonderpädagogik vom Zeltweg in ein eigenes Gebäude am Hirschengraben 48 umziehen (Studienführer 1981; Sonderpost Nr. 40). Im selben Jahr trat die erste Studienordnung des ISP in Kraft. Ebenfalls 1981 wurde eine zweite, neu geschaffene, nebenamtliche ausserordentliche Professur mit Hans Grissemann besetzt, der bereits seit 1975 als Privatdozent am Institut tätig gewesen war (Brassel o.J.; Bächtold 1999). 1985 wurde eine weitere ausserordentliche Assistenzprofessur geschaffen, welche Andreas Bächtold, seit 1982 Privatdozent am ISP, übernahm (Brassel o.J.). Die Aufteilung der Lehrstühle entsprach der damaligen fachlichen Strukturierung des Instituts in Allgemeine Behindertenpädagogik (Heese), Behindertensoziologie (Bächtold) sowie Psychologie und Diagnostik (Grissemann) (S. Heese Solarová, persönliche Mitteilung 10.01.2018). Das Institut für Sonderpädagogik befand sich in der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre mit drei Professuren auf einem Zenit, was sich in der Menge und Vielfalt der Lehrveranstaltungen und Forschungsprojekte zeigte. Damals wurden, als Teil des Studienangebots, regelmässig Exkursionen ins Ausland angeboten. Auch Blockkurse waren üblich und ergänzten das reguläre Semesterprogramm (B. Jeltsch Schudel und S. Heese Solarová persönliche Mitteilung 10.01.2018). Die vielfältige Forschungsaktivität am ISP zeigte sich exemplarisch im Wintersemester 1986/87, als insgesamt 28 Forschungsprojekte aufgelistet wurden, zwölf davon unter der Leitung von Andreas Bächtold, sieben unter der Leitung von Hans Grissemann und drei unter der Leitung von Gerhard Heese. Als Beispiele seien genannt die Projekte „Evaluation der Wohnschule für geistig Behinderte im Kanton Zürich“ (Bächtold), „Zum Begriff der Perspektivität in der Sonderpädagogik“ (Bächtold), „Rehabilitation erwachsener funktionaler Analphabeten“ (Grissemann) und „Bewältigungsstrategien von Eltern Behinderter“ (Heese; Sonderpost Nr. 16).
Hans Grissemann wurde 1991 emeritiert. Da der Antrag der Philosophischen Fakultät, sein Extraordinat ad personam mit beschränkter Lehrverpflichtung in ein vollamtliches Extraordinat umzuwandeln, von der Erziehungsdirektion abgelehnt wurde, mussten die Schwerpunkte der beiden verbleibenden Lehrstühle neu beschrieben werden (Sonderpost Nr. 30). Der Lehrstuhl von Gerhard Heese bearbeitete ab 1993 den fachlichen Schwerpunkt „Schüler mit Schulschwierigkeiten“, derjenige von Andreas Bächtold „Pädagogik und Andragogik der Menschen mit Entwicklungsbeeinträchtigungen“ und „Behindertensoziologie“ (Sonderpost Nr. 30). Gleichzeitig trat die zweite Studienordnung des Instituts in Kraft (Sonderpost Nr. 31). Als Ersatz für den dritten Lehrstuhl wurde eine Assistenzprofessorenstelle im Rahmen eines halben Pensums geschaffen, welche Ursula Hoyningen-Süess 1992 zunächst als Oberassistentin übernehmen konnte (Bächtold 1999). Hoyningen-Süess habilitierte sich 1999 und wurde 2000 Assistenzprofessorin. Erst danach, nämlich ab Wintersemester 2000/01 wurde diese Stelle wieder als dritte Professur mit der Bezeichnung „Allgemeine Sonderpädagogik“ geführt, welcher neben der Lehrstuhlinhaberin noch eine wissenschaftliche Mitarbeiterin sowie ein wissenschaftlicher Assistent angehörten (Sonderpost Nr. 44).
Gerhard Heese wurde 1993 emeritiert (Jahresbericht UZH 1993/94). Bei der Neubesetzung des Lehrstuhls hatten Studierende und Mittelbau gemäss Neufassung des Zürcher Universitätsgesetzes erstmals ein Mitspracherecht. Im Wintersemester 1992/93 fanden deshalb am Institut Gast-Lehrveranstaltungen von Dozentinnen und Dozenten statt, welche für die Nachfolge von Heese in Frage kamen (Sonderpost Nr. 28). Berufen wurde schliesslich Wilfried Schley, der auch Favorit des Fachvereins war. Er trat seine Stelle im Sommersemester 1994 an. Der neue Professor stellte sich den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie den Studierenden des Instituts als systemorientiert denkenden Sonderpädagogen vor, dessen Hauptinteresse in der Schulentwicklung lag. Sogenanntes Schulversagen sah er in der Verantwortung der Schule, nicht als Versagen der betroffenen Schülerinnen und Schüler (Sonderpost Nr. 31).
Die Professoren Bächtold und Schley wechselten sich ab 1993 im Zweijahresrhythmus im Amt des Institutsdirektors ab, welches vorher Gerhard Heese innegehabt hatte. Es galt nun, die Neustrukturierung des Instituts auszugestalten. Die beiden Studienbereiche wurden 1995 neu mit „Kinder und Jugendliche mit Schulschwierigkeiten“ (Lehrstuhl Schley) und „Menschen mit Entwicklungsbeeinträchtigungen“ (Lehrstuhl Bächtold) beschrieben (Sonderpost Nr. 34). Es ist vermutlich als Ausdruck eines dynamischen Gestaltungsprozesses zu verstehen, dass sich 1996 nochmals neue Bezeichnungen finden, nämlich „Förderung, Beratung und Therapie bei Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen“ (Lehrstuhl Schley) und „Unterstützung und Begleitung von entwicklungsbeeinträchtigten Menschen in Bildungs- und Dienstleistungssystemen“ (Lehrstuhl Bächtold; Sonderpost Nr. 36).
Für das Wintersemester 1995/96 wurden 18 Forschungs- und Entwicklungsprojekte aufgeführt, fünf davon unter der Leitung von Andreas Bächtold, eines unter der Leitung von Gerhard Heese und drei unter der Leitung von Wilfried Schley. Ebenfalls drei Projekte leitete Ursula Hoyningen-Süess, vier Judith Hollenweger und zwei Christine Meier Rey. Beispiele der damaligen Forschungsaktivität waren die Projekte „Die Kommunikation zwischen gehörlosen Kindern und hörenden Eltern“ (Heese), „Hochbegabung als sonderpädagogisches Problem“ (Hoyningen-Süess), „Integration auf Hochschulebene“ (Hollenweger), „Frau, Identität und Behinderung“ (Meier Rey) oder „Organisationsentwicklung an Schulen“ (Schley; Sonderpost Nr. 34).
Eine neue, dritte Studienordnung für Sonderpädagogik trat im Wintersemester 1996/97 in Kraft (Sonderpost Nr. 36). Das Angebot „Integratives Spielen mit behinderten und nicht behinderten Vorschulkindern“, welches seit Anfang der 1980er-Jahre fester Bestandteil des Instituts gewesen war und den Studierenden die Möglichkeit zum aktiven Spielen mit den Kindern, aber auch zum Beobachten geboten hatte, wurde ab WS 1997/98 nicht mehr durchgeführt (Sonderpost Nr. 38).
Bereits 1979 war von der Philosophischen Fakultät eine „Ausbaukommission Sonderpädagogik“ eingesetzt worden, welche während des folgenden Jahrzehnts wiederholt die Überführung des Fachs in den Hauptfachstatus gefordert hatte. Dies wurde damals jedoch nicht umgesetzt, weil die dafür nötigen Ressourcen im Mittelbau und den Personalstellen nicht zur Verfügung gestellt wurden (Bächtold 1999). Hauptsächlich der Initiative und dem Einsatz von Wilfried Schley war es zu verdanken, dass schliesslich der Wechsel zum Hauptfachangebot doch gelang. Ab Wintersemester 1998/99 konnte Sonderpädagogik an der Philosophischen Fakultät als Hauptfach mit einer ->neuen Studienordnung studiert werden (Sonderpost Nr. 40). Dieser Schritt war sinnvoll, da bereits vorher viele Studierende ihr Lizentiat im 1. Nebenfach Sonderpädagogik abschlossen, und auch eine relativ grosse Anzahl an Dissertationen am Institut geschrieben wurden. Von der neuen Möglichkeit des Hauptfachstudiums machten viele Studierende Gebrauch:
„In den neun Semestern vor Einführung des Hauptfachstudiums waren im Durchschnitt 170 Studierende pro Semester immatrikuliert. In den drei Semestern nach Einführung des Hauptfaches ist die Zahl der Studierenden auf 221 (Wintersemester 1999/2000) angewachsen. Dies entspricht einem Zuwachs von 30% innerhalb von drei Semestern. Ende 1999 waren 78 Studierende im Hauptfach Sonderpädagogik immatrikuliert“ (Sonderpost Nr. 44, S. 3).
Die Veranstaltungen des Grundstudiums wurden so gut besucht, dass sie aus Platzgründen bald in die Räumlichkeiten des Hauptgebäudes verlegt werden mussten. Vor Beginn des Wintersemesters 2001/02 wurden erstmals die Zwischenprüfungen für Hauptfachstudierende nach Abschluss des Grundstudiums durchgeführt (Sonderpost Nr. 45).
Ab Sommersemester 2001 gab es am ISP personelle Engpässe, da Prof. Dr. Andreas Bächtold aus gesundheitlichen Gründen für Lehre und Forschung nicht mehr zur Verfügung stand. Als interimistischen Institutsvorsteher setzte die Fakultät den Sozialpsychologen Prof. Dr. Heinz Gutscher ein (Sonderpost Nr. 45). Der Studienbereich II wurde in den folgenden Jahren durch Gastprofessor/innen betreut. Vom Wintersemester 2001/02 bis zum Sommersemester 2002 übernahm Prof. Dr. Detlef Horster von der Universität Hannover als Gastprofessor die Vertretung von Andreas Bächtold (Sonderpost Nr. 46). Vom Wintersemester 2002/03 bis Sommersemester 2004 war Prof. Dr. Ingeborg Kriwet von der Universität Hamburg Gastprofessorin (Jahresbericht UZH 2003, S. 127). Beide übernahmen während ihrer Zeit am Institut auch die Leitung des Studienbereichs II (Sonderpost Nr. 48). Von Wintersemester 2005 bis Frühlingssemester 2010 übernahm Prof. Dr. Georg Feuser von der Universität Bremen als Gastprofessor den vakanten Lehrstuhl und die Leitung des Studienbereichs II (Jahresbericht UZH 2009).
Mit einer weiteren Überarbeitung der Studienordnung, welche im Wintersemester 2004/05 in Kraft trat, wurde das studienintegrierte Praktikum aufgehoben (Studienordnung 2004). Im Sommersemester 2006 konnte man an der Philosophischen Fakultät letztmals ins Lizentiatsstudium eintreten. Danach wurde die Bolognareform auf Hochschulebene umgesetzt. Sonderpädagogik wurde nun nicht mehr als grundständiges Hauptfach angeboten, sondern lediglich als Masterstudiengang (MA SOP) im Fach Erziehungswissenschaft (ab 2009). Voraussetzung dafür war ein abgeschlossenes Bachelorstudium in Erziehungswissenschaft, welches ab Herbstsemester 2006 absolviert werden konnte. Im Rahmen dieses Studiums wurden integrierte Module in Sonderpädagogik angeboten.
2007 trat Wilfried Schley aus Altersgründen von seiner Professur zurück (Jahresbericht UZH 2007). Im Jahr 2009 fusionierte das Institut für Sonderpädagogik mit dem Pädagogischen Institut. Die von Prof. Dr. Ursula Hoyningen-Süess geführte „Forschungsstelle Theorie und Geschichte der Sonderpädagogik“ und die beiden Lehrstühle „Sonderpädagogik: Bildung und Integration“, ab Januar 2010 von Prof. Dr. Elisabeth Moser Opitz geleitet, sowie „Sonderpädagogik: Gesellschaft, Partizipation und Behinderung“, ab April 2011 von Prof. Dr. Ingeborg Hedderich geführt, wurden Teil des neu geschaffenen Instituts für Erziehungswissenschaft.
UZH Archiv (UAZ):
AL.7.031, Heilpädagogik (1970-1973), Bericht und Antrag der Philosophischen Fakultät I der Universität Zürich betreffend die Nachfolge von Prof. Dr. Paul Moor. (o.J., vermutlich 1972).
Archiv des Instituts für Erziehungswissenschaft der Universität Zürich:
Bächtold, A. (1999). 25 Jahre Institut für Sonderpädagogik an der Universität Zürich. Schweizerische Zeitschrift für Heilpädagogik, 1, 20-22.
Brassel, T. (o.J.). Die Dozenten der Universität Zürich. Sommersemester 1933 bis Wintersemester 1982/83. Zugriff am 29.03.2018. Verfügbar unter http://www.archiv.uzh.ch/dam/jcr:00000000-192d-6565-ffff-ffffc162dca4/uzh_dozierendenverzeichnis_1933-1983.pdf
Heese, G. (1975). Wiederbeginn für die Sonderpädagogik an der Universität Zürich. Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete, 2, 117-120.
Heese, G. (1983). Zehn Jahre Institut für Sonderpädagogik an der Universität Zürich. Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete, 4, 460-466.
Jahresberichte der Universität Zürich (1993/94, 2002, 2007, 2009). Zürich: Universität Zürich.
Schriber, S. (1994). Das heilpädagogische Seminar Zürich. Eine Institutionsgeschichte. Dissertation Universität Zürich.
Vorlesungsverzeichnis der Universität Zürich (Wintersemester 1977/78). Zürich: Universität Zürich.
Claudia Spiess, Ingeborg Hedderich
1973