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Geschichte der Pädagogik an der Universität Zürich

Die Curricula der Bologna-Studiengänge

Abstract

Die Curricula der Bologna-Studiengänge zeichnen sich durch ihren modularen Aufbau aus. Der BA-Studiengang Erziehungswissenschaft war von Anfang an in ein obligatorisches Kernstudium und in einen breiten Wahlpflichtbereich gegliedert. Der MA-Studiengang Erziehungswissenschaft wiederum umfasste drei (später vier und fünf) Profile, in denen sich die im Jahr 2006 bestehenden Professuren (und später die Vergrösserung des Instituts) abbildeten. Der MA-Studiengang Erziehungswissenschaft: Sonderpädagogik wurde zuerst als eigenständiges Studienprogramm konzipiert und veränderte sich strukturell gesehen am stärksten nach der Fusion der erziehungswissenschaftlichen Institute. Im Laufe der folgenden Jahre war die Curriculumentwicklung aller Bologna-Studiengänge sowohl durch eine Standardisierung und Strukturangleichung als auch durch eine Angebotserweiterung und damit durch eine Vergrösserung der Wahlmöglichkeiten der Studierenden gekennzeichnet.

Die Curricula der Bologna-Studiengänge zeichnen sich durch ihren modularen Aufbau aus. Der BA-Studiengang Erziehungswissenschaft war von Anfang an in ein obligatorisches Kernstudium und in einen breiten Wahlpflichtbereich gegliedert. Der MA-Studiengang Erziehungswissenschaft wiederum umfasste drei (später vier und fünf) Profile, in denen sich die im Jahr 2006 bestehenden Professuren (und später die Vergrösserung des Instituts) abbildeten. Der MA-Studiengang Erziehungswissenschaft: Sonderpädagogik wurde zuerst als eigenständiges Studienprogramm konzipiert und veränderte sich strukturell gesehen am stärksten nach der Fusion der erziehungswissenschaftlichen Institute. Im Laufe der folgenden Jahre war die Curriculumentwicklung aller Bologna-Studiengänge sowohl durch eine Standardisierung und Strukturangleichung als auch durch eine Angebotserweiterung und damit durch eine Vergrösserung der Wahlmöglichkeiten der Studierenden gekennzeichnet.

Curriculum Bachelor-Studienprogramm Erziehungswissenschaft

Der gemeinsam vom Pädagogischen Institut (PI) und vom Institut für Sonderpädagogik (ISP) ausgerichtete Entwurf des Bachelor-Studiengangs Erziehungswissenschaft sah folgende Elemente vor (Weisser, ISP, Vertikales Curriculum Sonderpädagogik im BA Erziehungswissenschaft, 16.2.2005):

  • Einführungsmodul inkl. Ringvorlesung
  • zwei Methodenmodule (qualitative und quantitative Forschungsmethoden)
  • vier [Pflicht-/Kern-]Module
  • Studium Generale
  • Schwerpunktmodule [Wahlpflichtmodule] Erziehungswissenschaft
  • Schwerpunktmodule [Wahlpflichtmodule] Sonderpädagogik

Die vier Pflichtmodule, die späteren Kernmodule „Geschichte und Theorie“, „Erziehung und Gesellschaft“, „Handlungsfelder der Erziehungswissenschaft“ und „Entwicklung und Lernen“ sollten je aus mehreren Lehrveranstaltungen bestehen und jeweils eine eigenständige, sonderpädagogisch ausgerichtete Lehrveranstaltung beinhalten. Neben den zwei vollumfänglich sonderpädagogisch ausgerichteten Schwerpunktmodulen war in den neun anderen erziehungswissenschaftlichen Schwerpunktmodulen teilweise eine Beteiligung des ISP angedacht. Sonderpädagogische Inhalte sollten im Umfang von ca. 45 ECTS-Kreditpunkte jährlich angeboten werden (Gutscher, ISP, Brief 17.2.2005). 10 Kreditpunkte waren für das Studium generale vorgesehen, bei dem aus dem gesamten Studienangebot der Universität Zürich gewählt werden konnte.

Die Struktur in Kernstudium und Wahlpflichtmodule war gemäss Aussage von Philipp Balzer, dem damaligen Bologna-Koordinatoren, relativ früh Konsens bei allen beteiligten Akteuren. Die vier Kernmodule bildeten gleichzeitig auch die Struktur und Themen der beteiligten Lehrstühle bzw. des vorherigen Lizenziatsangebots ab: Die beiden (teilweise vakanten) Sonderpädagogik-Lehrstühle brachten das erfolgreiche Konzept einer Ringvorlesung mit Übung für das Modul „Handlungsfelder der Erziehungswissenschaft“ ein. Die drei anderen Module repräsentierten die Subdisziplinen der drei „grossen“ Lehrstühle der Erziehungswissenschaft (Profes. Fatke, Oelkers, Reusser). Zu diesen sollte gemäss damaligem Strukturplan in den folgenden Jahren je ein „kleiner“ Lehrstuhl hinzukommen; der damals vakante Lehrstuhl der Pädagogischen Psychologie II (Nachfolge Prof. Fend) sollte in einen „kleinen“ Lehrstuhl umgewandelt werden. Es beteiligten sich also insgesamt acht Lehrstühle plus die Professur für Berufspädagogik vom Höheren Lehramt Maturitätsschulen am BA-Studiengang Erziehungswissenschaft.

Der erste Entwurf eines „vertikalen Curriculums“ sah auf dem Papier eine starke Verflechtung von Sonderpädagogik und Erziehungswissenschaft vor. In der Praxis war diese Zusammenarbeit jedoch schwieriger zu bewerkstelligen. Nicht immer fanden innerhalb einer Modulgruppe detaillierte inhaltliche Absprachen statt, so dass sich ein stimmiges Ganzes ergab. Bei manchen Modulen musste in den Anfängen der Bologna-Reform eher von einer Koexistenz von Sonderpädagogik und Erziehungswissenschaft gesprochen werden (Manz o.J.).

Reform des BA-Studiengangs Erziehungswissenschaft nach Fusion mit dem ISP

Per Oktober 2010 wurde das BA-Studienprogramm revidiert. Man nahm die Fusion mit dem ISP von 2009 zum Anlass, die interdisziplinären Verflechtungen innerhalb der Module aufzulösen und die inhaltlichen Kernmodule in die Verantwortung der einzelnen Subdisziplinen zu geben. Das Modul „Handlungsfelder der Erziehungswissenschaft“, in dem Fragen der Profession und Professionalisierung thematisiert werden konnten, wurde ersatzlos gestrichen zugunsten eines „eigenständigen“ sonderpädagogischen Kernmoduls. Damit begann die Politik der Versäulung am Institut erneut, denn diese vier inhaltlichen Kernmodule – bespielt von je zwei Professuren – repräsentierten schon auf BA-Stufe das entsprechende Profil des Master-Studiengangs. Die elf Schwerpunktmodule – jedes in der Verantwortung einer Professur – entwickelten sich zur Bühne für die Forschungsschwerpunkte und Themen jeder Professur.

Mit der Reform von 2010 wurden parallel zueinander zwei unterschiedliche Studienordnungen rechtskräftig. Um die „neue“ Studienordnung zu markieren, wurde der Buchstabe „B“ (für Bachelor) vor die jeweiligen Modulkürzel gesetzt. In der Folge entwickelte sich in der Kommunikation innerhalb des Instituts eine „Rede in Modulkürzeln“: Man sprach bspw. von „BKM3A“ und meinte damit das Modul „Qualitative Forschungsmethoden“ oder sagte „BSM5“ und bezeichnete damit das Schwerpunktmodul „Entwicklung und Erziehung“ – für Aussenstehende oder Neuhinzukommende ein verwirrender Jargon!

Gleichzeitig wurden in dieser Reform die Modulstrukturen sowie die Form und Bewertungsmodi der Leistungsnachweise vereinheitlicht. Im Kernbereich werden seither die Module mit Noten von 1 bis 6 bewertet, die inhaltlichen Kernmodule schliessen mit einer schriftlichen Prüfung. Die Schwerpunktmodule im Wahlpflichtbereich beinhalten eine schriftliche Übung. Nicht angetastet wurde das Studium generale im Umfang von 10 ECTS-Kreditpunkten, in dem aus dem gesamten Angebot der Universität Zürich studiert werden kann. Ausgebaut wurde hingegen die Methodenausbildung: Aufgrund der Rückmeldungen von Studierenden, dass der Arbeitsaufwand v.a. im Bereich der qualitativen Forschungsmethoden weit über der Soll-Vorgabe liegt, wurden die entsprechenden Lehrveranstaltungen aufgewertet. Es entstanden neu drei gleichbewertete Methoden-Module: Quantitative Forschungsmethoden, Qualitative Forschungsmethoden sowie Historisch-texthermeneutische Forschungsmethoden. Damit umfasst die Methodenausbildung im BA-Hauptfach Erziehungswissenschaft 30 ECTS-Kreditpunkte; das entspricht einem Viertel des Curriculums. Diese Curriculumkonstruktion stellt ein Alleinstellungsmerkmal der Erziehungswissenschaft innerhalb der Philosophischen Fakultät dar und wird als Stärke dieses Studienprogramms angesehen – und von den Studierenden auch sehr geschätzt, erhalten sie doch schon früh das nötige wissenschaftstheoretische und forschungspraktische Rüstzeug für das weitere Studium. Die drei Methodenmodule sind auch deshalb integraler Bestandteil der Auflagen für die sogenannten „Quereinsteiger/innen“ von Pädagogischen Hochschulen und Fachhochschulen, die mit einem FH-Bachelordiplom mit Auflagen von 50 resp. 40 Kreditpunkten in den universitären Masterstudiengang einsteigen können.

Bei dieser Reform machte sich v.a. der Mittelbau stark und kämpfte mit einem eigenen Curriculum-Vorschlag für eine faire Ressourcierung der Lehre. Es standen Modul- und Gruppengrössen sowie Bewertungsformen zur Diskussion und damit auch die Belastung der Lehrenden, die im BA-Studiengang mehrheitlich vom Mittelbau getragen wurde. „Erste Reform-Versionen des BA Lehrgangs Erziehungswissenschaften standen unter dem Eindruck von Sparzwängen und sahen dazu auch primär eine Reduktion von Veranstaltungen vor“ (Manz o.J.: Aktennotiz Klausur 14.11.2009), so ist es in einem Protokoll zu lesen. Die Aussage soll aber auch exemplarisch für alle früheren und späteren Bologna-Reformdiskussionen stehen. Reformen im Bildungswesen stehen stets unter Generalverdacht von Sparbestrebungen (Lehmann et al. 2018), das war auch bei der vorliegenden Revision nicht anders. So standen häufig Berechnungen (von Kreditpunkten, Semesterwochenstunden oder Stellenprozenten, …) im Zentrum der Reformdiskussionen, anstelle von inhaltlichen und fachwissenschaftlichen Auseinandersetzungen – eine Tatsache, die in den verschiedenen Reformprozessen von allen Beteiligten immer wieder moniert wurde.

Curriculum Master-Studienprogramme Erziehungswissenschaft und Erziehungswissenschaft: Sonderpädagogik

Per Herbstsemester 2008 wurde das Masterprogramm Erziehungswissenschaft eingeführt, studierbar in den Hauptfachformaten 105/90 Kreditpunkte und den Nebenfachformaten 30/15 Kreditpunkte. Die drei Profile Pädagogische Psychologie (PP), Sozialpädagogik (SP) und Theorie und Geschichte (TG) boten je zwei Kernmodule (Vorlesungen) an, waren jedoch in der Konstruktion der weiteren Seminare und Seminararbeiten, Kolloquien und Forschungsseminaren frei und gestalteten diese unterschiedlich. In den Anfängen des Masterstudienprogramms gab es Seminare im Umfang von 3 bis 9 Kreditpunkte, zum Teil mit integrierter schriftlicher Seminararbeit, zum Teil frei kombinierbar, einsemestrige oder zweisemestrige Veranstaltungen. Die Studierenden hatten sich für ein Hauptprofil zu entscheiden und wählten daneben ein bis zwei Nebenprofile.

Per Herbstsemester 2008 wurde auch das Masterprogramm Erziehungswissenschaft: Sonderpädagogik eingeführt, studierbar in den Hauptfachformaten 90/75/45 Kreditpunkte und den Nebenfachformaten 30/15 Kreditpunkte. Es umfasste einen Kernbereich mit Wahlpflichtmodulen aus den beiden Bereichen „Bildung, Lernen, Integration“ sowie „Alltag, Gesellschaft, Behinderung“; hier wurden Forschungsseminare und Übungen angeboten. „Das Themengebiet ‚Bildung, Lernen, Integration‘ behandelt Fragen der Erziehung, Bildung und Unterstützung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit speziellen Bedürfnissen innerhalb und ausserhalb der Schule. Das Themengebiet ‚Alltag, Gesellschaft, Behinderung‘ behandelt Fragen gesellschaftlicher Produktion und Bewältigung von Situationen der Behinderung im Kontext von Kultur, Wirtschaft und Sozialpolitik“ (Wegleitung Erziehungswissenschaft: Sonderpädagogik HS 2008). Daneben gab es die Ergänzungsbereiche I (veranstaltungsunabhängige Modultypen wie Tutorium, Praktikum, mündliche Prüfung und schriftliche Arbeit) und II (semesterweise wechselnde Lehrveranstaltungen).

Reform der MA-Studiengänge nach Fusion mit dem ISP

Im Oktober 2011 wurden die MA-Studienprogramme revidiert. Man nahm die Fusion mit dem ISP von 2009 zum Anlass, vier strukturell gleich aufgebaute Masterprofile zu gestalten, damit diese problemlos miteinander kombiniert werden konnten. Im Rahmen dieser Reform wurden die bisher unterschiedlichen Modultypen vereinheitlicht, so dass nun alle Profile dieselben Strukturen aufweisen. Die Modulkürzel der „neuen“ Studienordnungen erhielten den Buchstaben „M“ (für Master) zur Unterscheidung. Die Tatsache der zwei Masterabschlüsse Erziehungswissenschaft und Erziehungswissenschaft: Sonderpädagogik ist bis heute eine reine Formalität. In der Praxis ist nun jedes Profil als Hauptprofil wählbar und somit für die Masterstudierenden eine mögliche Vertiefungsrichtung, die sie mit ein oder zwei anderen Profilen, sogenannten Nebenprofilen kombinieren können. Als dritten Studienbereich gibt es den Ergänzungsbereich, aus dem Angebote des gewählten Hauptprofils gebucht werden können; hier sind weitere Seminare, Blockseminare externer Dozierender, Exkursionen und veranstaltungsunabhängige Qualifikationsarbeiten, mündliche Prüfungen oder thematische Tutorate (studentische Lesegruppen) vorgesehen. Seit Herbstsemester 2015 ist in diesem Bereich die Profilgebundenheit stark gelockert und somit nochmals mehr Wahlmöglichkeiten für die Studierenden geschaffen worden.

Totalrevision der BA-/MA-Studiengänge nach Fusion mit dem Institut für Gymnasial- und Berufspädagogik (IGB)

Per Oktober 2013 initiierte die Fakultät eine Totalrevision aller Bologna-Studienprogramme und gleichzeitig auch eine (für die Institute ressourcenintensive) Totalüberführung aller Studierender. Damit wurde die komplizierte und fehleranfällige Parallelführung mehrerer Studienprogramme eliminiert und es vereinfachten sich die Arbeitsabläufe für die operativ tätige Studienadministration. Im Rahmen dieser Reform wurden die bisherigen Nebenfachprogramme in Gymnasial- und Berufspädagogik geschlossen. Dem Entscheid gingen langwierige und harte Diskussionen über den Stand und die Einbettung der beiden Professuren Berufspädagogik (Prof. Dr. Philipp Gonon) und Gymnasialpädagogik mit wirtschaftspädagogischem Schwerpunkt (Prof. Dr. Franz Eberle) resp. grundsätzliche Diskussionen über die Zusammenarbeit und Kulturen der beiden fusionierten Institute voraus. Die Institutsversammlung beschloss, ein fünftes Masterprofil „Berufs- und Wirtschaftspädagogik“ mit denselben Strukturen, wie sie die anderen vier Profile aufweisen, einzuführen. Dieser Entscheid führte dazu, dass von den bestehenden 13 Professuren am IfE seither zehn im Studium Erziehungswissenschaft und drei ausschlieslich in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung Maturitätsschulen involviert sind; den beiden Professuren des 5. Profils kommt eine Doppelfunktion zu. Das IfE bietet seit 2013 nun folgende Vertiefungsrichtungen an:

  • Profil Berufs- und Wirtschaftspädagogik
  • Profil Pädagogische Psychologie
  • Profil Sonderpädagogik
  • Profil Sozialpädagogik
  • Profil Theorie und Geschichte

Die aktuellen Studienprogramme (Studienordnungen und Wegleitungen) können aufgerufen werden unter: http://www.ife.uzh.ch/de/study.html (1.5.2018).

Quellen-/Literaturangaben

Archiv Institut für Erziehungswissenschaft, Arbeitspapiere, ungedruckte Korrespondenz, Briefe, E-Mails, Studienordnungen, Wegleitungen.

Experteninterview mit Dr. Philipp Balzer, ehemaliger Bologna-Beauftragter am PI, 19.4.2018.

[Manz]. Dr. Karin Manz, ehemalige Programmkoordinatorin am IfE. Private Dokumente.

Lehmann, L., Imlig, F. & Manz, K. (2018). Schule und Reform. Veränderungsabsichten, Wandel und Folgeprobleme. Wiesbaden: Springer VS.

Autorenschaft

Karin Manz

Zeitmarke

01.10.2006