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Der ausgebildete und praktizierende Primar- und Sekundarlehrer Jean Witzig schloss seine Studien in Pädagogik und Psychologie an der Philosophischen Fakultät der Universität Zürich 1916 mit der Promotion ab. Seit seiner Habilitation im Jahr 1927 lehrte Witzig während 15 Jahren an der Universität als Privatdozent. Bis zum Rücktritt kurz vor seinem Tod hatte er weitere 17 Jahre lang eine Titularprofessur inne. Kerngebiet seiner Dozenten- und Forschungstätigkeit war das Sekundarschulwesen.
Jean Witzig wurde am 4. Juni 1890 in Kesswil (Thurgau) geboren. Nach dem Besuch der Volksschule besuchte Witzig das Lehrerseminar in Küsnacht, gefolgt von der Ausbildung zum Sekundarlehrer an der Universität Zürich. Witzig arbeitete als Primarlehrer in Oberglatt und Zürich, ab 1917 als Sekundarlehrer in Zürich.
Seine Interessen in Pädagogik und Psychologie vertiefte Witzig auf akademischer Ebene durch Studien in Pädagogik und Psychologie an der Philosophischen Fakultät I der Universität Zürich, die er 1916 mit der Dissertation Über das Lesenlernen nach analytischer und synthetischer Methode bei Gottlob Friedrich Lipps (erschienen bei Orell Füssli) abschloss. Mit der Arbeit Der Entwicklungsgedanke bei Pestalozzi habilitierte Witzig 1927 auf dem Gebiet der Systematischen Pädagogik sowie der Schweizerischen und Zürcherischen Schulgeschichte. Nach 15 Jahren Lehrtätigkeit an der Universität Zürich als Privatdozent wurde Jean Witzig 1943 eine Titularprofession zugesprochen, die er bis zu seinem Rücktritt auf das Wintersemester 1960/61 innehielt (Weber, 1961, S. 78 und Keller, 1952–1958).
Eine Übersicht über die durch ihn geleisteten Lehrveranstaltungen zeigt, dass die Sekundarschule einen Schwerpunkt in der Forschung und Lehre Witzigs darstellte. Leo Weber, Inhaber des Lehrstuhls für Pädagogik, hielt in seinem Nekrolog des universitären Jahresberichts 1961 fest, dass Jean Witzig Wesentliches zur Reform, d.h. zum Ausbau und Ansehen der zürcherischen Sekundarschule beigetragen hat. In seiner Funktion als Dozent am Sekundarlehramt der Universität Zürich ging es ihm um mehr als die Vermittlung exakter wissenschaftlicher Forschungsergebnisse. Er wollte angehende Sekundarlehrer auch dazu anregen und befähigen, die individuellen Hintergründe der Schülerinnen und Schüler zu erfassen, wie Weber weiter festhielt (Weber, 1961, S. 78–79).
Als zweiter Schwerpunkt im Lehrkatalog von Jean Witzig kann die Auseinandersetzung mit grossen Pädagogen wie Pestalozzi, Rousseau oder Kerschensteiner angesehen werden. Insbesondere Pestalozzi und seine Ideen bildeten die Inhalte vieler Lehrveranstaltungen, die während der 32 Jahre universitärer Lehrtätigkeit von Witzig in regelmässigen und kurzen Intervallen ihre Wiederholung fanden.
Zeitrahmen |
Anzahl Durchführungen |
Name der Lehrveranstaltung |
1928 – 1934 |
3 |
Die Strömungen in der modernen Pädagogik |
1928/29 |
1 |
Einführung in die experimentelle Pädagogik, mit Übungen |
1929 – 1947 |
2 |
Die Ideen Rousseaus und Pestalozzis in ihrer Bedeutung für die Gegenwart |
1929/30 – 1930/31 |
2 |
Geschichte des zürcherischen und schweizerischen Schulwesens von der Helvetik bis zur Gegenwart |
1930 |
1 |
Übungen zur Einführung in die experimentelle Pädagogik |
1930 |
1 |
Die neueren Richtungen der experimentellen Pädagogik |
1931 – 1960 |
4 |
Die Ideen Pestalozzis in ihrer Bedeutung für die Gegenwart |
1931/32 – 1934/35 |
3 |
Einführung in die pädagogische Psychologie |
1932 |
1 |
Pädagogische Psychologie, mit Übungen |
1932/33 – 1957 |
10 |
Die Prinzipien der modernen Pädagogik / Die Prinzipien der modernen Pädagogik, II. Teil |
1933 |
1 |
Die Psychologie der Sinne und ihre Bedeutung für Unterricht und Erziehung |
1933 – 1933/34 |
2 |
Grosse Erzieher (Leben und System) |
1934/35 |
1 |
Die geistige Entwicklung des Schulkindes (praktische Übungen) |
1935 |
1 |
Grosse Erzieher (Leben und Werk) |
1936/37 – 1937 |
2 |
Theoretische und praktische Pädagogik, (II. Teil) mit pädagogisch-psychologischen Übungen an Schülern vom 7. bis 16. Altersjahr |
1937 |
1 |
Die Pädagogik der Gegenwart |
1937/38 – 1948 |
2 |
Pestalozzi, Pestalozzianer und die zürcherischen und schweizerischen Schulreformen |
1938 |
1 |
Pädagogische Neuerscheinungen |
1939 |
1 |
Die gegenwärtige pädagogische Lage der Schweiz |
1939 |
1 |
Experimentelle Pädagogik mit psychol.-pädagog. Übungen an Schülern verschied. Entwicklungsstufen |
1939/40 |
1 |
Pädagogische Psychologie des Sekundarschulalters |
1939/40 – 1959 |
12 |
Die Strömungen in der Pädagogik der Gegenwart |
1940 |
1 |
Erziehung und Bildung des Schulkindes (mit psych.-pädagog. Übungen) |
1940/41 – 1947/48 |
11 |
Pädagogische Psychologie des Sekundarschulalters (mit Übungen) |
1941 – 1946/47 |
3 |
Die Prinzipien der Pädagogik im Wandel der Zeiten |
1941/42 – 1943/44 |
3 |
Grundhaltungen in der Pädagogik an Beispielen grosser Erzieher |
1944 |
1 |
Pädagogik der Sekundarschulstufe |
1944 |
1 |
Zürcherisches und schweizerisches Schulwesen und seine Beziehungen zu demjenigen des Auslandes |
1945 |
1 |
Rousseau und Pestalozzi und ihre Bedeutung für die Gegenwart |
1946 |
1 |
Pädagogik auf der Sekundarschulstufe, mit Übungen |
1946 – 1954 |
3 |
Georg Kerschensteiner und seine Bedeutung für die Gegenwart |
1948/49 – 1951 |
2 |
Experimentelle Pädagogik und pädagogische Psychologie des Sekundarschulalters |
1949/50 – 1959/60 |
10 |
Pädagogische Psychologie des Sekundarschulalters, mit Übungen im Erfassen von Schülerindividualitäten |
1950 |
1 |
Pädagogische Psychologie des Sekundarschulalters, mit Übungen, II. Teil: Typische Entwicklungsverläufe |
1953 –1959 |
7 |
Einführung in die psychologischen und pädagogischen Probleme der Sekundarschule (mit Übungen) |
1955/56 – 1956/57 |
2 |
Aus der Entwicklungsgeschichte zweier Sekundarschulklassen (Knaben und Mädchen vom 12.–16. Altersjahr) |
1957/58 – 1959/60 |
3 |
Zur Problematik der Pubertätszeit, dargestellt an Entwicklungsverläufen vom 12.–16. Altersjahr |
1960 |
1 |
Einführung in die Erziehungs- und Bildungsprobleme der Sekundarschule, mit Übungen |
Lehrtätigkeit von Jean Witzig an der Universität Zürich 1928 bis 1960 (Quelle: Vorlesungsverzeichnisse der Universität Zürich 1928–1960)
Witzig, J. (1916). Über das Lesenlernen nach analytischer und synthetischer Methode (Dissertation). Zürich: Orell Füssli.
Witzig, J. (1921). Grundriss der Psychophysik von Prof. Dr. G. F. Lipps. Eine Einführung in die Psychologie. Schweizerische Pädagogische Zeitschrift, 31 (1921), 362–368.
Witzig, J. (1921). Pestalozzis Stellung zu Religion und Religionsunterricht. Schweizerische Pädagogische Zeitschrift, 31 (1921), 23–26.
Witzig, J. (1924). Mass und Zahl im Bereich der Lebenserscheinungen. Langensalza: Beyer.
Witzig, J. (1926). Zur Entstehung der neuzeitlichen Auffassung des Naturgeschehens. [Zürich/s.n.]
Witzig, J. (1928). Über den Begriff der Freiheit in der neueren Pädagogik: Antrittsvorlesung gehalten in der Universität. Zürich: Orell Füssli.
Witzig, J. (1928/29). Der Entwicklungsgedanke bei Pestalozzi. Habilitationsschrift. [s.l./s.n.]
Witzig, J. (1931). Gottlob Friedrich Lipps. Neue Zürcher Zeitung, Nr. 491, 17. März.
Witzig, J. (1934). Psychophysik. Das Handwörterbuch der Naturwissenschaften. Jena: Gustav Fischer Verlag.
Witzig, J. et al. (1935). Beiträge zum Ausbau des Pädagogikstudiums an der Universität. Zürich: Fachschriftenverlag. [Sonderdruck: Schweizerische Lehrerzeitung 1935]
Witzig, J. (1936). Das zürcherische Schulwesen 1934. Historisches Biographisches Lexikon der Schweiz. Neuenburg: Administration des H.B.L.S.
Witzig, J. (1936). Lehrplan, Prüfungsreglement und Lehrerbildungsgesetz im Kanton Zürich. Eine grundsätzliche Stellungnahme. Der Pädagogische Beobachter im Kanton Zürich, Jg. 30, Nr. 21/22, 81–83.
Witzig, J. (1937). Grundriss zu einer pädagogischen Psychologie des Sekundarschulalters. Zürich: Verlag der Sekundarlehrerkonferenz des Kantons Zürich.
Witzig, J. (1943). Über Schülerleistungen in der Stadt Zürich: Beiträge zur Schulreform. Zürich: Statistisches Amt der Stadt Zürich.
Witzig, J. (1943). Schulleistungen und Körpergrösse und -gewicht bei Zürcher Volksschülern. Zürcher Statistische Nachrichten, 20/2, 161–176.
Witzig, J. (1945). Das Aufnahmeverfahren der Sekundarschule und der Oberstufe im Kanton Zürich. Zürich: Fachschriften Verlag.
Witzig, J. [s.a.]. Über die Verbesserung der Notengebung: ein Beitrag zur richtigen Differenzierung der Schüler beim Übertritt in die Sekundarschule. [Zürich/s.n.]
Witzig, J. (1951). Die Bedeutung der Sekundarschule als Vorbereitungsstätte für die Mittelschule. [s.l./s.n.]
Witzig, J. (1956). Erhebung über Schülerleistungen im Kanton Zürich 1955. Beitrag zur Frage des Übertrittsverfahrens aus der 6. Klasse in die Oberstufe der zürcherischen Volksschule. Statistische Mitteilungen des Kantons Zürich (Folge 3, H. 37). [Zürich/s.n.]
Witzig, J. (1958). Zur Teilrevision des zürcherischen Volksschulgesetzes. Neue Zürcher Zeitung, Nr. 3185 (1.11.), Bl. 4.
Keller, W. (1952-1958). Witzig Jean. In W. Keller (Hrsg.), Schweizer biographisches Archiv. Zürich: EPI, Verlag Internationaler Publikationen.
Universität Zürich (1928–1960). Verzeichnisse der Vorlesungen an der Universität Zürich (Sommersemester 1928 bis Sommersemester 1960).
Weber, L. (1961). Nekrolog. Privatdozent Professor Jean Witzig. In Universität Zürich, Jahresbericht 1960/61 (S. 78–79). Zürich: Orell Füssli.
Nina Lutz
1927