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Geschichte der Pädagogik an der Universität Zürich

Theodor Gsell Fels (1818-1898)

Abstract

Leopold Schlecht war zwischen 1863 und 1870 Privatdozent an der Universität Zürich und dozierte unter anderem über die Geschichte der Psychologie, Geisteskrankheiten (für Mediziner und Juristen) sowie Schädelbildung und Rassentypen des Menschen.

Theodor Gsell wurde am 14. März 1819 in St. Gallen geboren, wo er auch Bürger war (UAZ Dozierendenverzeichnis 1833-1937/38). Er studierte erstmals Theologie in Basel und widmete sich dann den Predigstudien in Berlin. Währenddessen hatte er Briefkontakt zu seiner in Rio ansässigen Mutter. Aus Berlin zurückgekehrt, litt er an Kehlkopfleiden und unterzog sich in St. Gallen einer längeren Behandlung. Seine verlorengegangene Stimme zwang ihn schliesslich vom Predigen und dem Theologieexamen in St. Gallen abzusehen. In seinen Briefen schreibt Gsell vor der Angst, an Kehlkopftuberkulose zu erkranken. (Gsell, o.D.) 1842 bis 1845 machte er eine Italienreise (Meyer, 2006), wobei er im Klimawechsel durch seinen Winteraufenthalt 1842/3 in Pisa den Ausweg vor seinem Leiden sah (Gsell, o.D.). Von Letzterem geheilt, widmete er sich schliesslich nach bestandenem Theologieexamen 1843 in Tübingen (Wild Gsell, 1938) der Philosophie (Gsell, o.D.). Von 1848 bis 1852 arbeitete Gsell als Staatsarchivar in St. Gallen (Meyer, 2006). Im Juli 1850 heiratete er Luise von Fels, welche mit seiner Mutter Susanne Gsell Schobiger befreundet war (Wild Gsell, 1938). 1852 promovierte er in Philosophie (Meyer, 2006), bevor er sich für längere Zeit den Sprachstudien und schliesslich der ästhetischen Bildung in Paris zuwandte (Wild Gsell, 1938). Währenddessen erfreute er sich an dem Briefwechsel mit seinem vielbeschäftigten und -gesuchten Künstlerbruder Caspar (Gsell, o.D.). Die Arbeit als Staatsarchivar stillte seine rege Natur allerdings nicht (Wild Gsell, 1938), weshalb er die Arbeit und seine Heimatstadt hinter sich liess (Gsell, o.D.). In Berlin nahm er schliesslich mithilfe seines Bruders das Medizinstudium auf und doktorierte 1856 ein zweites Mal (Wild Gsell, 1938). Einem geregelten Einkommen wegen (ebd.) arbeitete er als Arzt in St. Gallen und Zürich, als er an Cholera erkrankte. Danach zog er als Fremdenarzt mit seiner Familie nach Nizza und arbeitete an weiteren verschiedenen Kurorten als Kurarzt, bevor er schliesslich zu seiner Lebensaufgabe fand und zum freien Schriftsteller wurde. (Gsell, o.D.)

Im Wintersemester 1863/64 erwarb Gsell seine Lehrberechtigung als Privatdozent an der philosophischen Fakultät der Universität Zürich (StAZH Z 70.3092 1863/64), wo er bis zum Sommersemester 1870 Philosophie lehrte (UAZ Sommersemester 1833-Wintersemester 1937/38). Gsell hielt psychologische, philosophische sowie anthropologische Veranstaltungen und dozierte über folgende Themen: Geschichte der Psychologie, über Geisteskrankheiten (für Mediziner und Juristen), das Gehör, Geschichte des Materialismus, Religionsphilosophie, Naturwissenschaftliche Psychologie, Anthropologie/Abstammung, Schädelbildung und Rassentypen des Menschen, Darwins Entwicklungslehre/Theorie und Naturgeschichte des Menschen (des Geschlechts) (HSTVV UZV 987 Nr. 128). 

Gsell fand seine Lebensaufgabe schliesslich in der Schriftstellerei (Gsell, o.D.). Ab 1868 schrieb er balneologische Schriften sowie populäre und vielfach veröffentlichte Reiseführer u.a. über Italien, Südfrankreich sowie deutsche, Schweizer und österreichische Städte und Landschaften (Meyer, 2006). Im Wintersemester 1870/1 trat Gsell von seinem Amt als Privatdozent der Universität Zürich zurück (StAZH Z 70.3092 1870/71).

Später kehrte er mit seiner Familie nach Basel zurück und ging wiederum seiner religiösen Berufung nach. Seine Strebsamkeit sowie sein Wissen in Kunst und Literatur verhalfen ihm schliesslich, eine Reputation als Reiseschriftsteller in Basel und nach dem Umzug seiner Familie 1880 auch in München zu erlangen. Seine Werke finden bis heute grossen Anklang. (Wild Gsell, 1938) Weil seine Reiseschriftstellerei weltweit unter dem Namen Gsell Fels vertrieben wurde, änderte Gsell 1883, durch den Regierungsrat des Kantons St. Gallen abgesegnet (Gsell, o.D.), seinen Namen von Gsell zu Gsell Fels (Wild Gsell, 1938). Im Wintersemester 1897/98 promovierte er an der medizinischen Fakultät mit seiner Dissertation zum Thema «Die Hausinfektionen in Kinderspitälern und speziell im Kinderspital in Zürich von 1874– 1897» (StAZH Z 70.3095 1897/98). 

Seine Redegewandtheit, sein Einfallsreichtum, seine Gelehrsamkeit, seine Allgemeinbildung sowie seine Reiseerfahrungen behielt Gsell Fels bis ins hohe Alter bei, was ihn zu einem gesellschaftlichen Magnet machte (Wild Gsell, 1938). Gsell Fels starb am 12. Oktober 1898 im Alter von 51 Jahren in München an einer akuten Krankheit (UAZ Sommersemester 1833-Wintersemester 1937/38). Gsell Fels Auflagen fanden auch nach seinem Tod noch Verwendung. Viele seiner Reiseführer und mit Bildern ausgestatteten Landschaftsbücher sind teils zu hohen Preisen antiquarisch zu erwerben. (Gsell, o.D.)

Ausgewählte Publikationen

Briefe von Theodor Gsell an seinen Bruder Jacob Laurenz, Rio: 1836-1848 (Vol. Band 1, Theodor Gsell Fels 1818-1898 und Luise Gsell Fels 1829-1887). (1995). Basel: Altwegg-Im Hof.

Gsell-Fels, Theodor. (1912). Gsell Fels' Italien in sechzig Tagen (Zehnte Auflage ed., Meyers Reisebücher). Leipzig: Bibliographisches Institut.

Gsell-Fels, Theodor. (1912). Rom und die Campagna (7.Aufl. ed., Meyers Reisebücher). Leipzig: Bibliographisches Institut.

Gsell-Fels, Theodor. (1907). Riviera, Südfrankreich, Korsika, Algerien und Tunis (7. Aufl. ed., Meyers Reisebücher). Leipzig: Bibliographisches Institut.

Gsell-Fels, Theodor. (1900). Die Schweiz. München: Bruckmann.

Gsell-Fels, Theodor. (1898). Die Bäder und klimatischen Kurorte der Schweiz (4. umgearb. Aufl. ed.). Zürich: C. Schmidt.

Gsell-Fels, Theodor. (1898). Ober-Italien und die Riviera (6. Aufl. ed., Meyers Reisebücher). Leipzig: Bibliographisches Institut.

Gsell Fels, Theodor. (1888). Die Bäder und klimatischen Kurorte Deutschlands (Schmidt's Reisebücher). Zürich: C. Schmidt.

Gsell-Fels, Theodor. (1877). Unter-Italien und Sicilien (2. Aufl. ed., Meyers Reisebücher). Leipzig: Bibliographisches Institut.

Gsell-Fels, Theodor. (1875). Rom und Mittel-Italien (2. Aufl. ed., Meyers Reisebücher). Leipzig: Bibliographisches Institut.

Quellen und Literatur

Historisches Lexikon der Schweiz (HLS)

Historische Vorlesungsverzeichnisse (HISTVV) 

Staatsarchiv Zürich (StAZH)

Universitätsarchiv Zürich (UAZ):

Webseite der Familie Gsell:

Autorenschaft

Anna Moor

Zeitmarke

1863

Weiterführende Informationen

Theodor Gsell Fell

Quelle: http://www.gsellfam.ch/index.php/theodor-gsell-fels.html