Navigation auf uzh.ch

Suche

Geschichte der Pädagogik an der Universität Zürich

Eduard Bobrik (1802–1870)

Abstract

Mit Eduard Bobrik (1802–1870) begann die Geschichte der Pädagogik als Disziplin an der Universität Zürich. Als Lehrstuhlinhaber an der Philosophischen Fakultät hielt er im Sommersemester 1833 die erste Vorlesung des Faches ab. Der deutsche Seemann und Hochschuldozent lehrte von 1833 bis 1856 als Ordinarius für Philosophie, Psychologie und Pädagogik an der Universität Zürich. Von Sommer 1840 bis Winter 1841 amtete Bobrik zudem als Rektor der Universität (vgl. Verzeichnis der Rektoren der Universität Zürich). Einen Namen erlangte sich Bobrik aber hauptsächlich durch die Veröffentlichung seiner beiden Werke Handbuch der praktischen Seefahrtskunde (1846) und Allgemeines Nautisches Handwörterbuch (1850).

Dass die Pädagogik seit dem Gründungsjahr der Universität Zürich 1833 im Lehrangebot der Universität Einlass fand, war u.a. Verdienst des deutschen Philosophen und Seemannes Eduard Bobrik. Der 1802 in Neuostpreussen geborene Bobrik bildete sich nach der Schulzeit erst zum Kaufmann und Seemann aus. Fünf Jahre gehörte er einer Reederei an und machte ausgedehnte Seereisen. Im Alter von 22 Jahren zog es ihn an die Albertus-Universität Königsberg, wo er seine philosophisch pädagogischen Studien aufnahm. Zwischenzeitlich als Gymnasial- und Seminarlehrer tätig, habilitierte Bobrik 1829 an der Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn bei Johann Friedrich Herbart (1767–1841). Bis zu seiner Berufung zum Ordinarius für Philosophie, Psychologie und Pädagogik der Universität Zürich, die ihn aus notdürftigen Verhältnissen befreite, lehrte Bobrik an der Universität Bonn als Privatdozent. Unmittelbar vor seinem Wegzug nach Zürich sprach ihm die Universität Bonn noch den Titel eines Extraordinarius zu, was aber eher als „Wegloben“ (Hamcher, S. 7) zu deuten war. Nicht aus der Hegelschen Schule stammend, hatte der Herbart-Schüler Bobrik einen schweren Stand im Preussen von damals (Hamecher, S. 7).

In den Zuständigkeitsbereich des philosophischen Lehrstuhls von Bobrik fielen u.a. die Disziplinen Allgemeine Einleitung in die Philosophie, Logik, Pädagogik, Ästhetik, empirische und rationelle Psychologie, Metaphysik, Staatsphilosophie, Religions- und Geschichtsphilosophie. Bobrik erweiterte dieses beachtliche Themenspektrum und kündigte Vorlesungen in Neuer Philosophiegeschichte, Dialektik und Rhetorik, Physiognomik und Phrenologie, Anwendung der Differential- und Integralrechnung auf Psychologie sowie Naturphilosophie aus (vgl. Festschrift, S. 353, und Historische Vorlesungsverzeichnisse der Universität Zürich 1833–1900).

Nebst der Forschung und Lehre an der Universität Zürich blieb Bobrik stets mit seiner Erstberufung, der Seefahrerei, verbunden. Seine beiden Hauptwerke Handbuch der praktischen Seefahrtskunde (1846) und Allgemeines Nautisches Handwörterbuch (1850) werden bis heute nachgedruckt.

Sein Interesse für die  Seefahrerei liess Bobrik auch in einige Vorlesungen an der Universität Zürich einfliessen. So hielt er im Sommersemester 1851 eine Lehrveranstaltung zur „Geschichte der neuern Seekriege, vom Frieden zu Paris (1783) bis zur Schlacht von Navarin (1827)“ ab, im Wintersemester 1852 je eine Lehrveranstaltung zur „Geschichte der Schifffahrt“ und „Theorie des Schiffbau’s“. Die Vorlesung „Beschreibung und Physik des Meeres“ erlebte nach erstmaliger Durchführung im Sommersemester 1853 im Winter des Folgejahres gar eine Wiederholung (vgl. Historische Vorlesungsverzeichnisse der Universität Zürich 1833-1900).

Nach Beendigung seiner Lehrtätigkeit  an der Universität Zürich kehrte Bobrik 1857 nach Deutschland zurück, wo er als Direktor der Danziger Handelsakademie amtete. 1866 musste er aus gesundheitlichen Gründen seine Arbeit niederlegen. Vier Jahre später, am 13. Mai 1870, verstarb Bobrik nach längerer Krankheit in einer Heilanstalt Westpreussens (Festschrift, S. 354).

Publikationen (Auswahl)

Bobrik, E. (1838). Neues praktisches System der Logik, Band 1. Zürich: bei Ziegler und Söhnen.

Bobrik. E. (1838). Geschichte, Grundidee und Verfassung der Freimaurerei. Zürich: Orell Füssli und Co.

Bobrik, E. (1840). Text, Uebersetzung und Beleuchtung der Cölner Urkunde. Zürich: Orell Füssli und Co.

Bobrik, E. (1846). Handbuch der praktischen Seefahrtskunde. Zürich und Hamburg: Julius Fröbel & Comp. und Hoffmann & Campe.

Bobrik, E. (1850). Allgemeines Nautisches Handwörterbuch. Leipzig: Verlagsbureau.

Bobrik, E. (1864). Das neue Buch der Erfindungen, Gewerbe und Industrien. Leipzig und Berlin: Verlagsbuchhandlung von Otto Spamer.

Quellen und Literatur

Die Universität Zürich 1833–1933 und ihre Vorläufer. Bearb.von Ernst Gagliardi, Hans Nabholz und Jean Strohl (1938). In: Die zürcherischen Schulen seit der Regeneration der 1830er Jahre, Band 3. Zürich: Verlag der Erziehungsdirektion.

Hamecher, H. (1978). Einleitung. In E. Bobrik, Handbuch der praktischen Seefahrtskunde (S. 7–11), Erstveröffentlichung 1848. Kassel: Horst Hamecher.

Historische Vorlesungsverzeichnisse der Universität Zürich 1833-1900. Verfügbar unter http://www.histvv.uzh.ch. Abgerufen am 22.4. 2018.

Verzeichnis der Rektoren der Universität Zürich (1833–1938). Verfügbar unter http://www.archiv.uzh.ch/de/editionen/verzeichnisse.html. Abgerufen am 26.3.2018.

Autorenschaft

Nina Lutz

Zeitmarke

1833

Weiterführende Informationen

Eduard Bobrik

Eduard Bobrik

Quelle: (UAZ) DOK.005.006