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Geschichte der Pädagogik an der Universität Zürich

Vorlesungsmanuskript (1833) von Johann Caspar von Orelli

Transkription der ersten Seite eines Vorlesungsmanuskripts von Johann Caspar von Orelli (1787-1849)

Plan – Niemeyer. Gedoppelte Übung. Sprachkundeb. c–Nebenabsichtd Mannigfaltigkeit des Styls–c
Mittheilung einiger pädagogischen Maximen des Alterthums e–erster u. letzter Unterricht–e
in der Hoffnung manchef werden auf … tausend Jahren predigen
Wirkungskreisg in Ihrem Geiste fortleben u. durch Sie in die Wirklichkeit ….
Zufällige Gliederung
Jetziger Gang a) Überblick der Geschichte der Erziehung u. des Unterrichtens bei den
Griechen u. Römern von Homeros bis auf Justinianus
b) Erklärungi der niemeierschen .… mit besonderer Rücksichtnahme
auf Platon. Es wäre sehr wünschenswerth, wenn alle wenigstens
mit der Politeia u. den Gesetzen versehen wären, j–auch von Aristoteles Politik und Ethik. ... k–Beckersche .... Tauchnitz–k–j, später mit
Quintilian. l–Z……, Gernhard, Tauchnitz–l1
c) wo möglich pädagogische Herdeutungenm, mit besond. Rücksicht auf
den Unterricht u. republicanische Unterrichtsanstalten.
Erziehung.
…. ……. Bei der Anführung griech. u. lat. Stellen ist
der Zuhörer n–in zweierlei Dingen zu üben, nämlich aus der Mittheilung der urkundlichen Texte sich ein ..... Bild des Inhaltes ihres Berichts selbst zu gestalten–n, zweitenso solche Stellenp auch beim Vorlesen
schon q–schnell u. klar–q aufzufassen; daher werde ich sie lesen, übersetzen
u. nachher wiederholen. Fällt es einigen von Ihnen
vielleicht in den 3-4 ersten Stunden anfänglich etwas schwer, sie
mit Bestimmtheit aufzufassen, so seien Sie sicher, bei
etwas fortgesetzterr Übung wird sich dieses allmälich gebens
u. sie gewinnen eine nicht unbedeutendet copia verborum.
Das allgemeinste Grundverhältniß der Erziehung ist
folgendes: die gebildete Vernunft zieht die ungebildete
zu sich hinauf u–und strebt sie intensiv weiter zu fördern–u. v Dieserw Definitionx können Sie alle
Richtungeny der Erziehung unterordnen, die religiösez, die sittliche
Die ästhetischeaa, die wissenschaftliche, mit allen ihren Zwei-
gen, die künstlerischeab, die staatsbürgerliche. Kurze Digressionac. ad–Die Pädagogik ist die Wissenschaft der Emporhebung der ungebildeten Vernunft.–ad
Wie nun die Hellenen u. die Römer diese Aufgabe, die ungebildete Vernunft zur Höhe der
gebildeten zu erheben, beides in der Wirklichkeit u. in der Idee
gelöst haben zu zeigen ist unsere höchste Aufgabe.

 

Anmerkungen
a)    Unsichere Lesung. ↑
b)    Unsichere Lesung. ↑
c)    Hinzufügung am rechten Rand. ↑
d)    Unsichere Lesung. ↑
e)    Hinzufügung am rechten Rand. ↑
f)     Korrektur oberhalb der Zeile, ersetzt: sie. ↑
g)    Unsichere Lesung. ↑
h)    Unsichere Lesung. ↑
i)     Korrektur am linken Rand, ersetzt: Lesung. ↑
j)     Hinzufügung oberhalb der Zeile. ↑
k)    Unsichere Lesung. ↑
l)     Unsichere Lesung. ↑
m)   Unsichere Lesung. ↑
n)    Korrektur am linken Rand, ersetzt: darin zu üben. ↑
o)    Korrektur oberhalb der Zeile, ersetzt: auch. ↑
p)    Hinzufügung oberhalb der Zeile. ↑
q)    Hinzufügung oberhalb der Zeile. ↑
r)     Unsichere Lesung. ↑
s)    Unsichere Lesung. ↑
t)     Unsichere Lesung. ↑
u)    Hinzufügung oberhalb der Zeile. ↑
v)    Streichung: Unter. ↑
w)   Korrektur überschrieben, ersetzt: diese. ↑
x)    Korrektur oberhalb der Zeile, ersetzt: Sätze. ↑
y)    Korrektur oberhalb der Zeile, ersetzt: Theile. ↑
z)    Unsichere Lesung. ↑
aa)  Unsichere Lesung. ↑
bb)  Unsichere Lesung. ↑
cc)  Unsichere Lesung. ↑
dd)  Hinzufügung am linken Rand. ↑

Textkritische Anmerkungen zu einem Vorlesungsmanuskript von Johann Caspar von Orelli (1787-1849)

Johann Caspar von Orelli (1787-1849): Historiker, Epigraphiker, Mittellateiner, Germanist, Pädagoge, Theologe und Professor. Bekannt ist er hauptsächlich als Herausgeber einer Gesamtausgabe von Ciceros Werken, er war aber auch ein vielseitiger Geist, der sich mit nie ermüdendem Eifer neue Forschungsgebiete erschloss. Obwohl er keine Universität besucht hatte, war er die treibende Kraft bei der Gründung der Universität Zürich 1833. Orelli wollte in Zürich der Wissenschaft eine Stätte schaffen, an der nach Wahrheit und Erkenntnis gestrebt werden konnte. Wie Humboldt betonte er die Einheit der Wissenschaften und die Zusammenhänge zwischen ihnen. Deshalb sah er die zwingende Notwendigkeit, neben den mehr berufsorientierten Fakultäten der Theologie, der Staatswissenschaften und der Medizin als verbindendes Glied auch eine philosophische Fakultät einzurichten. Im Sommersemester 1833 begann Orelli seine Lehrtätigkeit an der Universität Zürich als Professor für Altphilologie. Gemäss den Historischen Vorlesungsverzeichnissen der Universität Zürich unterrichtete er bis zum Wintersemester 1848/49.

Bei unserem Schriftstück handelt es sich um eine handschriftliche, programmatische Übersicht zu Johann Caspar von Orellis Vorlesungstätigkeit aus einem 32seitigen Manuskript, in dem er Skizzen zu einzelnen Vorlesungen verfasst hat. Die vorliegende Transkription der Primärquelle wurde von der ersten Seite dieser unveröffentlichten Vorlesungsnotizen, die sich in der Handschriftenabteilung der Zentralbibliothek Zürich befinden, erstellt.
Das Schriftstück findet sich im Bestand des Familienarchivs von Orelli und gelangte 1890 an die Stadtbibliothek Zürich, die heutige Zentralbibliothek Zürich, wo er von 1831-1849 als Oberbibliothekar amtete. Der Nachlass, der ohne rechtliche Einschränkungen einsehbar ist, enthält neben den Vorlesungsunterlagen Lebensdokumente, Unterlagen zur beruflichen Tätigkeit, Notizen, Auszüge und Abschriften, biographische Vorarbeiten von Theodor Hug sowie seine private Korrespondenz.

Verfasst hat Orelli seine Vorlesungsnotizen mit einer schwer leserlichen, flüchtigen Schrift. Des Öfteren hat er seine Notizen wieder durchgestrichen, mit Randbemerkungen ergänzt sowie altgriechische, lateinische und italienische Passus in den hauptsächlich auf Deutsch formulierten Text eingeflochten, was es dem heutigen Leser recht schwer macht, sein Schriftstück problemlos zu entziffern.
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war die deutsche Rechtschreibung nicht normiert und es gab noch keine Behörde, die allgemeinverbindlich über die Fragen der orthographischen Richtigkeit entschieden hätte. So kamen zum Beispiel ausser den Formen Hilfe, Silbe auch Hülfe, Sylbe vor; bei Fremdwörtern waren verschiedenen Schreibweisen (Medizin – Medicin, Kanal – Canal) zu finden, beim Suffix –ieren auch die Form ohne e (studieren  – studiren).
Orellis Aufmerksamkeit in dieser Zeit galt in erster Linie der klassischen Literatur und den Altertümern, was sich auf die thematische Ausrichtung seiner Vorlesungen ausgewirkt hat, so beschäftigt er sich in Ihnen ausgiebig mit den griechischen Tragödien und Komödien, mit der lateinischen Literaturgeschichte, vor allem aber auch mit Tacitus, Horaz, Platon, Vergil, sowie Cicero.

Quellen

  • Nachlass von Johann Kaspar von Orelli in der Zentralbibliothek Zürich: https://zbcollections.ch/home/#/content/2117582d8d0e4a6aa2a540fe78a84a5
  • Historische Vorlesungsverzeichnisse der Universität Zürich 1833-1900. Abgerufen am 21.5.2019 unter http://www.histvv.uzh.ch/dozenten/orelli_jk.html

Autorenschaft

Olga Pollack

An der Transkription haben mitgewirkt:
•    Inge Moser, wissenschaftliche Archivarin UZH Archiv
•    Michael Nadig, M.A. Seit 2016 Mitarbeiter und Koordinator des e-Learningprojekts «Ad fontes»
•    Lic. phil. Olga Pollack, Historikerin

 

Zeitmarke

1833