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Geschichte der Pädagogik an der Universität Zürich

Arthur Wreschner (1866-1932)

Abstract

Arthur Wreschner, geboren 1866 in Wreslau, war unter anderem Professor an der Universität Zürich sowie am Polytechnikum tätig (ab 1911: Eidgenössische Technische Hochschule). Seine grosse Beliebtheit verdankte er hauptsächlich seinem klar strukturierten Auftreten sowie seinen auf soliden Untersuchungen und Leistungen basierenden Arbeiten. Diese thematisierten fast nur die experimentelle Psychologie.

Arthur Wreschner, geboren 1866 in Breslau, war unter anderem Professor an der Universität Zürich sowie am Polytechnikum tätig (ab 1911: Eidgenössische Technische Hochschule). Seine grosse Beliebtheit verdankte er hauptsächlich seinem klar strukturierten Auftreten sowie seinen auf soliden Untersuchungen und Leistungen basierenden Arbeiten. Diese thematisierten fast nur die experimentelle Psychologie.  (UAZ AB.1.1142, 31.3.1910).

Arthur Wreschner stammte aus einer jüdischen Familie, aus welcher schon einige Gelehrte hervorgingen. Schon früh wurde bei Wreschner ein grosses Potenzial für wissenschaftliche Disziplinen entdeckt. Nach einem Rabbinerseminar studierte er Medizin in Berlin und doktorierte in eben diesem Fach, ebenso wie in Philosophie in Wien (Rüegsegger 1986, S. 43). 1900 habilitierte er an der UZH und drei Jahre später am Polytechnikum. Während seiner Zeit als Assistent baute er sich einen guten Ruf aufgrund seiner erfolgreichen Lehrtätigkeiten am psychologischen Laboratorium auf, in welchem er Anfängerkurse betreute. Mit seinem Eintritt gab es eine erneute Zunahme des psychologischen Lehrangebots an der Universität in Zürich (Rüegsegger 1986, S. 41). Aus dem Protokoll des Regierungsrates von 1910 lässt sich der Antrag zur Schaffung des Extraordinariates für Philosophie und damit die Ernennung von Wreschner zum ausserordentlichen Professor entnehmen. Dazu haben sich Wundt und Külpe lobend über Wreschner ausgesprochen. Diesem Antrag wurde teilweise stattgegeben und Wreschner wurde am 10. Juli 1910 zum ausserordentlichen Professor an der Philosophischen Fakultät in Zürich ernannt (UAZ AB.1.1142, 31.3.1910). Jedoch wurde kein neues Extraordinariat geschaffen. Dies führte dazu, dass noch Jahre nach dieser Entscheidung Unklarheiten bestanden in Bezug auf seine Berechtigung, Lehrveranstaltungen durchzuführen. Sein Lehrauftrag umfasste den Einführungskurs in die experimentelle Psychologie, eine Einleitung in die Philosophie, die Psychologie der Stimme und Sprache sowie die Philosophie der Gegenwart (UAZ AB.1.1142, 20.5.1922). 1913 wurde dieser Lehrauftrag umschrieben als „Vorlesungen aus dem Gebiete der Psychologie, vornehmlich auf physiologischer Grundlage unter besonderer Berücksichtigung der Physiologie und Psychologie der Stimme und der Sprache“ (UAZ AB.1.1142, 20.9.1923). Aufgrund dieser Umformulierung entstanden die Differenzen zwischen Lipps und Wreschner. Diese lassen sich auch im Veranstaltungsangebot der Psychologie an der Universität Zürich zwischen 1914 und 1923 ablesen (Rüegsegger 1986, S. 47). Die Veranstaltung Psychologie II  konnte entweder bei Wreschner oder bei Lipps besucht werden und die Laboreinführung fand nur bei der Durchführung von Suter in den Räumlichkeiten der Universität statt – verantwortete Wreschner Veranstaltung, so nutzte er dazu sein privates Laboratorium.

Gebiet

Anzahl Veranst.

Dozent

Grundlagenvorlesung

Psychologie I (Einführung, Gefühl, Empfindung)

Psychologie II

  • Vorstellung und Gefühl (Wreschner)
  • Entwicklung des geistigen Lebens (Lipps)

2

Wreschner / Lipps

 

Laboreinführung

Einführung in die Experimentalpsychologie

 

1

 

Wreschner / Suter

 

Psychologisches Institut

Experimentelle Übungen und selbständiges Arbeiten

 

1

 

Lipps

 

Spezialthemen

Seele des Kindes

Physiologie und Psychologie der Stimme und Sprache

und Ähnliches

 

1-2

 

Wreschner / Suter

Tabelle 1: Veranstaltungsangebot Psychologie an der Universität Zürich (nach Rüegsegger 1986, S. 47)

1923 wurde beschlossen, um die Unruhen zu schlichten, dass der Lehrauftrag von Arthur Wreschner als „Physiologische Psychologie“ umformuliert wurde. Die Inhalte der Vorlesungen und Übungen von Wrescher blieben aber dieselben. Trotz, oder genau wegen der Unruhen mit Lipps blieb Wreschner sein ganzes Leben Extraordinarius ad personam in Zürich (Rüegsegger 1986, S. 46).

Arthur Wreschner starb am 5.9.1932. Nach seinem Tod geriet die experimentelle Psychologie immer mehr in die Kritik. Ihr wurde „Psychologismus“ vorgeworfen. Er schrieb zahlreiche Publikationen, darunter einige Lehrbücher. 

Publikationen von Arthur Wreschner (Auswahl)

Wreschner, A. (1908). Das psychologische Experiment im Dienste der Sprachforschung. Zürich.

Wreschner, A. (1910). Das Gedächtnis im Lichte des Experimentes. Zürich: Orell Füssli.

Wreschner, A. (1912). Die Sprache des Kindes. Zürich: Orell Füssli.

Wreschner, A. (1914). Der kindliche Gedankenkreis beim Schuleintritte und in seiner weiteren Entwicklung. Zürich: Orell Füssli.

Wreschner, A. (1903). Zur Psychologie der Aussage.

Wreschner, A. (1905). Zur Psychologie der Assoziationen. Zürich: Orell Füssli.

Wreschner, A. (1907). Die Reproduktion und Assoziation von Vorstellungen : Eine experimentell-psychologische Untersuchung (Vol. 3, 1-2, Zeitschrift für Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane. Abteilung 1, Zeitschrift für Psychologie. Ergänzungsband). Leipzig: Barth.

Wreschner, A. (1909). La Mettrie.

Wreschner, A. (1910). Vergleichende Psychologie der Geschlechter.  Zürich: Orell Füssli.

Wreschner, A. (1914). Die Bedeutung der Psychologie für die Rechtswissenschaft an der Hand eines Gutachtens

Wreschner, A. (1922). Methoden zur Analyse der Vorstellungen und des Gedächtnisses. In Handbuch der Biologischen Arbeitsmethoden.

Wreschner, A. (1926). Angewandte Psychologie (Vol. 227, Wissenschaft und Bildung). Leipzig: Quelle & Meyer.

Wreschner, A. (1927). Psychologische Untersuchungen an Normalen, Schwachbegabten und Epileptikern : Ein experimenteller Beitrag zur analysierenden und vergleichenden Psychologie. Leipzig: Barth.

Wreschner, A. (1930). Die Beziehungen zwischen Gefühl und Intellekt. Jena: Gustav Fischer.

Quellen

UZH Archiv (UAZ)

AB.1.1142, Dozierendendossier Arthur Wreschner, Auszug aus dem Protokoll des Regierungsrats, 31.3.1910. 

Ebd., Auszug aus dem Protokoll des Regierungsrats, 20.5.1922.

Ebd., Auszug aus dem Protokoll des Regierungsrats, 20.9.1923.

Rüegsegger, R. (1986). Die Geschichte der Angewandten Psychologie 1900–1940. Ein internationaler Vergleich am Beispiel der Entwicklung in Zürich. Bern, Stuttgart, Toronto: Verlag Hans Huber.

Autorenschaft

Raffaela de Vries      

Zeitmarke

10.7.1910

Weiterführende Informationen

Arthur Wreschner

Arthur Wreschner

Quelle: (UAZ) AB.1.1142

Unterschrift Arthur Wreschner

Unterschrift Arthur Wreschner

Quelle: UAZ, Dozentenakten, AB, Wreschner, Arthur, 1866-1932, Phil I/Nr. 83.