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Geschichte der Pädagogik an der Universität Zürich

Leo Weber (1909-2000)

Abstract

Leo Weber war Seminarlehrer in Rorschach, Pädagogikdozent an der Sekundarlehramtsschule in St. Gallen, Vorsteher der kantonalen Lehrerbildungsanstalt Solothurn, Inhaber des ersten Ordinariats für Pädagogik an der Universität Zürich und Gründer des Pädagogischen Instituts.

Leo Weber, Sohn von Leo Weber und Sophie Ineichen, kam mit seiner Zwillingsschwester Sophie-Lilly am 19.10.1909 in Basel zur Welt, doch schon bald darauf zog die Familie nach Solothurn, wo der Vater als Direktor des Solothurner Lehrerseminares gewählt wurde. Da Weber in seiner Kindheit oft krank war, zog die Familie auf Anraten eines Arztes erneut um, diesmal nach Oberdorf, wo das bessere Klima dem Jungen half. Bereits während des Besuchs des Gymnasiums wusste er, dass er zum Nachfolger seines Vaters werden wollte, und so absolvierte er anschliessend das Lehrerseminar (vgl. Bloch 2002).

1930 immatrikulierte er sich an der Universität Zürich für Pädagogik, Philosophie sowie Deutsche Literatur und schloss die Studien 1935 mit «summa cum laude» ab. Seine Dissertation schrieb er bei Eberhard Grisebach zum Thema Schichtung und Vermittlung im pädagogischen Denken G. Kerschensteiners (vgl. UAZ AL.7.080, 3.6.1948).

In der Folge war er einige Zeit als Deutschlehrer am Solothurner Gymnasium tätig und heiratete 1938 Madi Pfändler. Kurz nach der Hochzeit erhielt Leo Weber die Lehrstelle für Pädagogik, Psychologie, Deutsch, Latein und Heilpädagogik in Rorschach (vgl. Bloch 2002). Von 1941 bis 1946 unterrichtete er zudem an der Sekundarlehramtsschule in St. Gallen im viersemestrigen Turnus mit je fünf Wochenstunden, Vorlesungen und Übungen zur allgemeinen Psychologie, Entwicklungspsychologie, Geschichte der Pädagogik, allgemeinen und speziellen theoretischen Pädagogik (vgl. UAZ AL.7.080, 3.6.1948).

Nach Ausbruch des Krieges leistete er Aktivdienst als Hauptmann einer Grenadierkompanie. 1946 war es dann so weit, dass er als Nachfolger seines Vaters als Seminardirektor des Solothurner Lehrerseminares gewählt wurde.

Als 1948 Hans Stettbacher zurücktrat, wurde Weber als Favorit der Fakultät nach Zürich berufen und für die Professur der Pädagogik mit vorwiegend theoretischer Ausrichtung gewählt (vgl. UAZ AL.7.080, 3.6.1948). Auch die Presse nahm rege Anteilnahme an der Debatte um die Nachfolge Stettbachers und den Ausbau der Pädagogik an der Universität Zürich, unterstützte aber eher Walter Guyer, der das andere, im Rahmen der Nachfolge zur Verfügung stehende Extraordinariat besetzen sollte. Dieser lehnte die Position aber ab und so wurde Weber zum Extraordinarius für Historische und Systematische Pädagogik und übernahm zudem die Leitung der universitären Sekundarlehramtskurse. Durch die Nicht-Besetzung des zweiten Extraordinariates sowie auf Druck der Motion Gerteis hin, wurde Weber 1955 zum Ordinarius gewählt (vgl. StAZH, MM 24.67 KRP 1954).

Aufgrund eines 35 Jahre dauernden Lehrermangels und neuen pädagogisch ausgerichteten Berufsausbildungen nahm die Zahl der Pädagogikstudierenden stetig zu und ein Ausbau des Lehrstuhls wurde unumgänglich (vgl. Tuggener 2000). 1956 war Weber mitverantwortlich für die Gründung des Pädagogischen Seminars und 1968 für dessen Umwandlung in das Pädagogische Institut der Universität Zürich, wo er im selben Jahr auch die Stelle als Direktor übernahm. Während zehn Jahren hatte er zudem das Amt des Synodalratspräsidenten der christkatholischen Kirche inne (vgl. Bloch, 2002).

1975 wurde Weber emeritiert und zum Honorarprofessor gewählt (vgl. Tuggener 2000). Im März 2000 verstarb er im Alter von 90 Jahren an einem Herzversagen (vgl. Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender Online, n.d.).

Publikationen (Auszug)

Bindschedler, Maria, & Weber, Leo. (1961). Vom Geist abendländischer Erziehung (Bilden und Erziehen). Zürich: Morgarten-Verlag.

Brüstlein, Alfred, Weber, Leo, & Reichel, Alexander. (1901). Das Bundesgesetz über Schuldbetreibung und Konkurs. Für den praktischen Gebrauch erläutert (2. Aufl. ed.). Zürich: Friedrich Schulthess.

Dottrens, Robert, Weber, Leo, & Lustenberger, Werner. (1955). Auf neuen Wegen. Moderne Unterrichtsformen in der Schweiz. S.l.: Schweiz. Verein für Handarbeit und Schulreform.

Weber, Leo. (1941). Pädagogik der Aufklärungszeit (Vol. 15, Schweizerische pädagogische Schriften). Frauenfeld: Huber.

Weber, Leo. (1945). Die seelische Entwicklung des Primarschülers. St. Gallen: [Selbstverlag des Kantonalen Lehrervereins St. Gallen].

Weber, Leo. (1946). Pestalozzi im Lichte der Nachwelt. Frauenfeld: Huber.

Weber, Leo. (1947). Mädchen im Pubertätsalter. Die seelische Situation und ihre Auswirkungen auf Erziehung und Unterricht. Zürich: Müller-Werder.

Von Leo Weber betreute Dissertationen an der Universität Zürich

1952

Kern, Hans

Das Problem der sittlich-religiösen Erziehung im Werk Jeremias Gotthelfs

1954

Buchmann-Felber, Emile Jean

Die privaten Mittelschulen der Schweiz

1955

Klee, Erich

Die Familienerziehung bei Pestalozzi. Ihre Grundlegung in ,Lienhard und Gertrud' im Hinblick auf die pädagogische Situation unserer Zeit.

Vgl. Dissertationsdatenbank 1899-1955

 

1957

Kitsaras, Johann L.

Zur Wiedergeburt der griechischen Paideia. Die dringlichsten Unterrichtsfragen in der Gegenwart.

1959

Marti, Willy

Die geistigen Grundlagen des Unterrichtsverfahrens

1960

Gisi, Paul

Adalbert Stifter und die bildende Kraft der Bescheidung in der Pflege des Seienden: eine pädagogische Studie zu "Der Nachsommer"

1961

Brückmann, Artur

Pädagogik und philosophisches Denken bei J. Fr. Herbart

1961

Tuggener, Heinrich

Untersuchungen über den Volksschullehrer und seine Bildung

1962

Müller, Ernst

Zur Problematik des Schullesebuches für Zehnjährige, mit besonderer Berücksichtigung seines Wortschatzes und seines Weltbildes

1962

Vögeli, Robert

Die Anfänge des landwirtschaftlichen Bildungswesens unter besonderer Berücksichtigung des Aargaus

1963

Nievergelt, Hans-Ulrich

Die theologische Idealismuskritik des frühen Gogarten in ihrer pädagogischen Bedeutung

1963

Wiesendanger, Werner

Probleme kriminalpädagogischen Denkens

1964

Britschgi, Gertrud

Naturbegriff und Menschenbild bei Comenius: zur Begründung der Bildungsidee im universalen Rationalismus

1964

Gehrig, Hans

Die ästhetische Erziehung im humanistischen Bildungsideal

1965

Peter, Heiner

Leonhard Usteri, 1741-1789

1966

Ott, Theobald

Die geistigen Grundlagen des Lehrplans der Zürcher Volksschule von 1905

1967

Bosshard, Peter

Die Beziehungen zwischen Rousseaus zweitem Discours und dem 90. Brief von Seneca

1967

Wepfer, Theodor Ernst

Das bildende Leben in Meinrad Inglins Werk/ Ein systematischer Beitrag zur politischen Pädagogik unter der besonderen Berücksichtigung der politisch-sittlichen Bildung auf funktionalem Wege.

1967

Wintsch, Hans Ulrich

Religiosität und Bildung/ Der anthropologische und bildungsphilosophische Ansatz in Schleiermachers Reden über die Religion.

1969

Bertschinger, Thomas

Das Bild der Schule in der deutschen Literatur zwischen 1890 und 1914

1969

Tobler, Hans Jakob

Die Gestalt des Lehrers bei Pestalozzi

1970

Arn, Rudolf

Pädagogische Psychologie im Dienste der Schule

1970

Krapf, Bruno

Die pädagogische Bedeutung des Unterrichtsverlaufs und der Einsatz programmierter Unterrichtshilfen auf der Sekundarschulstufe

1970

Pablé, C. Norbert

Philosophie und Pädagogik im Werke Csere Janos Apaczais

1970

Schiltknecht, Hansruedi

Johann Heinrich Pestalozzi und die Taubstummenpädagogik

1971

Brühweiler, Hans

Musse (Scholé)/ Ein Beitrag zur Klärung eines ursprünglich pädagogischen Begriffs

1971

Dejung, Berta

Dialogische Erziehung Martin Bubers Rede über das Erzieherische. Eine Interpretation

1971

Hammer-Kraft, Elisabeth

Freiheit und Dependenz im Schichtdenken Nicolai Hartmanns

1971

Küng, Ernst Leo

Das Berufswahlverhalten/ Fallstudien im Longitudinalschnitt

1971

Künzler, Eduard

Mensch und Technik im Werke Theodor Litts

1971

Rechsteiner, Justin

Internat und Freizeit/ Eine pädagogisch-soziologische Studie über das Freizeitverhalten von Internatsgymnasiasten der deutschen Schweiz

1973

Fehlmann, Willi

Dogma und Negation in der pädagogischen Reflexion

1973

Landolt, Hermann

Die Schule der Helvetik im Kanton Linth 1798-1803 und ihre Grundlagen im 18. Jahrhundert

1974

Anthon, Peter

Person und Verantwortung/ Emil Brunners Dialektische Theologie in pädagogischer Sicht

1974

Thalmann, Hans

Konzeptionen von Jugend- und Freizeitzentren im Kanton Zürich

1975

Pfenninger, Friedemann Arthur

"Der Mensch ist das Mass aller Dinge"/ Ein Vergleich zwischen der Sophistik und der Gegenwart

1976

Brühlmeier, Arthur

Wandlungen im Denken Pestalozzis

1976

Kühne, Josef

Der Begriff der Bildsamkeit und die Begründung der Ethik bei Johann Friedrich Herbart

1978

Noser, Alfred

Der philosophische und pädagogische Aspekt der Individualitäts- und Allgemeinerziehung in der Sicht Schleiermachers

1982

Gasser, Peter

Methodenfreiheit. Theoretische Grundlagen zu einem Aspekt des Professionalisierungsproblems der Volksschullehrer.

1984

Vaissière, Roger

Inhalt - Prozess - Situation

Vgl. Dissertationsdatenbank 1956-2017

Quellen und Literatur

Bloch, Werner. (2002). Zum Gedenken. In: Der Wengianer, 2002, Nr 2, 112. Jahrgang, S. 16-18.

Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender Online (n.d.). Weber, Leo. Berlin: De Gruyter. Online unter: https://www.degruyter.com/view/KDGO/P54670 <1.4.18>.

Tuggener, Heinrich. (2000). Prof. Dr. Leo Weber. In: Nekrologe 2000. Zürich: Universität Zürich.

UZH Archiv (UAZ)

AL.7.080, Pädagogik: Nachfolge Prof. Stettbacher (1948-1949), Bericht und Antrag, 3.6.1948.

Staatsarchiv Zürich (StAZH)

StAZH, MM 24.67 KRP 1954/117/0847, Bericht und Antrag des Regierungsrates.

Autorenschaft

Nina Hüsler

Zeitmarke

1975

Weiterführende Informationen

Leo Weber

Leo Weber

Quelle: Tuggener 2000